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Kultur - 22.10.2018

Verschwörungstheorien: Wer glaubt eigentlich daran und warum?

Es glauben mehr Menschen an Verschwörungstheorien als man zunächst denken mag. Aber wer sind sie und warum sind sie so überzeugt? Zwei Autoren haben für ihr Buch den Kosmos der angeblich Erleuchteten besucht.

War der Anschlag aufs World Trade Center ein „Inside Job“? Wer daran glaubt, ist nur schwer vom Gegenteil zu überzeugen.

Es gibt

Verschwörungstheorien, die beinahe jeder kennt. Dass die Mondlandung nie stattgefunden haben soll zum Beispiel, oder dass der amerikanische Geheimdienst CIA in Wirklichkeit mit einem „Inside Job“ für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich sein soll. Doch das ist nur die Oberfläche. Keine These scheint zu absurd zu sein, um daraus nicht eine Verschwörung zu basteln. So gibt es tatsächlich Menschen, die glauben, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Tochter von Adolf Hitler sei.

Das Buch

Nach dieser doch ziemlich kruden Theorie haben Christian Alt und Christian Schiffer ihr Buch benannt. In “

Angela Merkel ist Hitlers Tochter – Im Land der Verschwörungstheorien“ versuchen sie zu verstehen, wie solche Behauptungen funktionieren und wer eigentlich die Menschen sind, die felsenfest daran glauben.

Die wichtigste Frage der Verschwörungstheoretiker: „Wem nützt es?“

Das ist gleich eine der wichtigsten Erkenntnisse: Verschwörungstheoretiker sind auch nur Menschen – und oft glauben sie aus nur allzu menschlichen Motiven an absurde Theorien. Wissenschaftliche Studien haben beispielsweise ergeben, dass vor allem Menschen mit geringer Selbstwirksamkeit darauf hereinfallen. Sie machen in ihrem Alltag die Erfahrung, dass ihr Handeln keine Auswirkungen auf die Welt hat. Daraus schließen sie, dass die gesamte Welt fremdbestimmt ist, wahlweise von den Illuminaten, den Banken oder „denen da oben“, wer auch immer das sein mag.

Getrieben sind sie von der Frage des „Cui bono?“ – „Wem nützt es?“. So entsteht ein Gefühl der ständigen Benachteiligung, mit dem sich Verschwörungstheoretiker immer tiefer in ihre eigene Welt vergraben und niemanden mehr an sich heranlassen. Alt und Schiffer haben einige von ihnen besucht und versucht, sie eines Besseren zu belehren. Die beiden Journalisten scheiterten damit krachend, denn: Wer erst einmal in die Welt der Verschwörungstheorien abgetaucht ist, lässt keine Informationen mehr gelten, die der eigenen Gedankenwelt widersprechen könnten.

Plattformen wie

oder Youtube verstärken diesen Effekt noch. Dort tauschen sich Gleichgesinnte aus, teilen Bilder oder Links von fadenscheinigen Seiten und stacheln sich immer mehr in einem Kampf „Wir gegen die“ an.

Eine Sperre bei gilt in der Community als Ritterschlag. Noch schlimmer sei es bei Youtube, berichten die Autoren. Dort finden sich Tausende Videos, in denen erklärt wird, warum angeblich nichts so ist wie es scheint.

Mit Fakten braucht man nicht zu kommen

Wie also kann man Menschen, die nur an das glauben, was sie glauben wollen, umstimmen? Meistens sind die Skeptiker deutlich besser informiert als ihr Gegenüber – selbst wenn der mit der unspektakulären Theorie, dass die Welt vielleicht doch kein Dan-Brown-Thriller ist, recht haben sollte. „Mit Fakten kommt man gegen Verschwörungstheoretiker nicht an“, behaupten die Autoren. Sie empfehlen, eine neue Debattenkultur zu entwickeln, in der nichts „alternativlos“ ist, sondern jedes Mitglied der Gesellschaft mit seiner Meinung Wertschätzung erfährt. Andererseits: Gerade die Möglichkeit, von jedem Ort mit seinem Computer oder Handy seine eigenen Thesen zu verbreiten, hat zu einem sprunghaften Anstieg der absurdesten Theorien geführt.

Aber auch diejenigen, die sich selbst zu den Vernünftigen zählen, sollten vielleicht manchmal ihre Überzeugungen hinterfragen. Denn einiges von dem, was mittlerweile zweifelsfrei belegt ist, wäre lange auch als lupenreine Verschwörungstheorie durchgegangen, wenn denn jemand auf die Idee gekommen wäre. Wer noch vor einigen Jahren behauptet hätte, dass die amerikanische Regierung Telefongespräche weltweit  abhört, wäre wohl nicht für voll genommen worden. Und was hätte man vor 2011 jemandem gesagt, der einer Terrorgruppe von Neonazis die Schuld am Tod von Ausländern gegeben hätte? Eben. Manchmal ist die Realität nämlich absurder als man es sich vorstellen kann.

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