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Kultur - 26.10.2018

The BossHoss: „Die aktuelle Stimmung ist ein Pulverfass“

Ihr neues Album heißt „Black is Beautiful“. Mit dem stern sprachen The-BossHoss-Sänger Alec Völkel und Sascha Vollmer über die Faszination der Nacht, das Tourleben – und wurden auf einmal richtig ernst. 

Den Slogan „Black is Beautiful“ kennt man aus verschiedenen Zusammenhängen: aus der afroamerikanischen Bürgerbewegung der 60er Jahre und – fast absurderweise – von der

Jungen Union, die damit geworben hat. Jetzt heißt Ihr neues Album so. Was bedeutet „Black is Beautiful“ für Sie?

Alec Völkel: Damit hat es natürlich nicht so viel zu tun. Die Assoziation mit der Bewegung der Afroamerikaner ist nicht doof, ein gutes Statement, aber nicht unsere Hauptbotschaft. Schwarz ist die Farbe des Rock’n’Roll. Und unser Thema ist die Nacht.

Sascha Vollmer: Deshalb hieß der Song während seiner Entstehung auch noch „I Like The Night“. Die Nacht ist für uns sehr wichtig, weil sie zurückzuführen ist auf die Beginne unserer Karriere. Wir haben uns damals zwar tagsüber bei der Arbeit kennen gelernt, aber abends saßen wir in der Bar, haben uns angefreundet, haben Ideen gesponnen und sind zusammen zu mir auf den Dachboden in mein Homestudio gegangen, um die ersten Songs aufzunehmen. Irgendwann nachts haben wir BossHoss erfunden. Nachts sind wir auf Tour, nachts sind wir auf der Straße, nachts ist die Aftershowparty, nachts stehen wir auf der Bühne. Deswegen ist das für uns beautiful.

Auch auf „Black is Beautiful“ wird es keine Songs auf Deutsch geben. Passt die deutsche Sprache einfach nicht zu

The BossHoss?

Alec: The BossHoss war immer auf Englisch. Bei „Sing meinen Song“ haben wir ein paar Gehversuche auf Deutsch gemacht und das hat auch sehr gut geklappt, das klang auch nach BossHoss. Aber wenn wir Songs schreiben, kommt uns Deutsch nicht in den Sinn. Unser Genre, Country, Blues, ist englischsprachig.

Sascha: Dass es nicht zu uns passt würde ich nicht sagen. Aber wenn du Country auf Deutsch machst, bist du schnell beim Stil von Tom Astor oder Gunter Gabriel – das finden wir auch cool und haben größten Respekt davor. Aber dafür sind wir musikalisch zu vielseitig.

Die Country-Einschläge werden allerdings weniger. Auf dem neuen Album ist viel Rock, ein bisschen Metal zu hören. Sehen Sie sich irgendwann gar nicht mehr in dem Genre?

Alec: Wenn es um unsere Interessen und unseren Background geht, ist da noch viel mehr als nur Country. Das ist nur eine Farbe, aber im Herzen sind wir Rocker. Das war damals eine Schnapsidee, da hatten wir einfach Bock drauf. Aber es war nicht so, als hätten wir uns immer nur für Country interessiert.  

Sascha: Die Instrumentierung ist immer noch gleich. Wir sind die gleiche Band, in der gleichen Besetzung. Und wir haben klassische Instrumente, viel Akustisches wie die Mandoline, Akustikgitarre, Kontrabass, Mundharmonika. Stilistisch lassen wir aber immer die Tür offen und lassen uns inspirieren. Die Kombination ist das Spannende an BossHoss.

Der Song „In Your Face“ ist eine Warnung an die Gesellschaft, Acht auf unseren Planeten zu geben. Erklären Sie mal.

Alec: Es geht uns nicht nur um Umwelt und Nachhaltigkeit. Die politischen Zeiten sind schwierig. Nachdem wir alle die letzten 20, 30 Jahre hart daran gearbeitet haben, offener miteinander umzugehen und Europa aufzubauen, gibt es jetzt eine Rückkehr zu den Nationalismen. Das ist etwas, das uns mit Sorge erfüllt.

Sascha: Wir leben in einer enorm entwickelten Kultur und Gesellschaft. Überall gibt es offene, aufgeklärte Menschen. Deutschland ging es noch nie so gut, in Amerika ist der „American Dream“ möglich und dann sitzt da so einer. Und dann schaut man nach Nordkorea, in die Türkei, oder nach Russland. Da regieren Despoten. Die aktuelle Stimmung ist wie ein

Pulverfass. Wir sind nicht bekannt dafür, dass wir mit erhobenem Zeigefinger mahnend rausgehen. Wir gucken positiv auf unser Leben und suchen immer nach dem Guten in der Gesellschaft und dem Menschen. In alter Cowboy-Manier geht man raus in die Welt, ist ein Hero und beseitigt alle Korruption – deshalb ist der Song mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Aber uns war es trotzdem ein Anliegen, diese wichtige Botschaft rauszuschicken.

Das neue Album von The BossHoss „Black is Beautiful“ ist ab heute erhältlich.

Besonders nach den Geschehnissen in Chemnitz brannte eine Diskussion um Künstler auf, die lieber geschwiegen haben statt sich zu positionieren. Geht es heute noch, sich als Künstler politisch rauszuhalten?

Alec: Man ist als Künstler auch Privatmensch. Uns interessieren solche Dinge und wir haben dazu eine Meinung. Man muss und darf das auch sagen. Aber es entsteht auch schnell ein Sog. Jeder will etwas sagen, weil das dann natürlich auch ganz gut rüberkommt.

Sascha: Auch für die Promotion. Dann ist zufällig ein neues Album auf dem Markt, oder es steht eine neue Tour an. Es ist eine Gratwanderung. Man sollte nicht bei jeder Sache als erster den Finger heben. 

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The BossHoss ist eine riesen Mannschaft. Die meisten von euch haben Familie und Kinder. Kommen die manchmal mit?

Alec: Die Familie ist nur dabei, wenn wir in Berlin spielen. Für die Kids ist das spannend. Aber im normalen Touralltag ist das aufgrund der Größe der Band schon nicht möglich. Wir sind allein zehn Musiker, mit dem Team sind wir fast über 30. Die würden wir alle gar nicht unterkriegen. Und das ist auch nicht mit dem Lebensrhythmus kompatibel.

Sascha: Black is beautiful, eben. Es gibt in der Branche viele Zweckfreundschaften. Uns ist wichtig, dass wir die Brotherhood-Gang bleiben, Freunde, die zusammen raus in die Welt ziehen. Das ist auch ein bisschen romantisch. Und da gehört dazu, dass wir abends mal gemeinsam ein Bier trinken.

Sie haben beide Kinder. Gäbe es Musikstile, die Ihre Kinder – was Ihren persönlichen Geschmack angeht – besser nicht hören sollten?

Alec: Die dürfen alles hören.

Sascha: Verbote gehen eh nach hinten los. Der Musikgeschmack in dem Alter hat auch viel mit Rebellion zu tun. Meine Kids haben zum Glück einen guten Musikgeschmack, wobei mein Sohn noch ein bisschen zu jung ist. Der hört vor allem Hörbücher. Aber meine Tochter ist Teenagerin in einer schwierigen, aber auch tollen Phase. Die steht auf Adele, findet aber auch alten Kram gut. Otis Redding zum Beispiel. Wenn die Kinder Bock haben, ein Instrument zu lernen, haben sie alle Möglichkeiten. Sie haben allen Support, aber gezwungen wird niemand.

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