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Politik - 26.10.2018

„Ich hatte unglaubliche Angst“: Verlobte spricht über Khashoggis Tod

Der Videoausschnitt soll Jamal Khashoggi mit seiner Verlobten Hatice Cengiz in Istanbul zeigen.


Als er Papiere für seine Verlobung abholen will, wird der Journalist Khashoggi getötet. Seine Partnerin Cengiz wartet vergeblich vor dem saudischen Konsulat auf seine Rückkehr. Nun berichtet sie von dem traumatischen Erlebnis und welche Rolle Erdogan dabei spielte.

Die türkische Verlobte des saudischen Regierungskritikers Jamal Khashoggi hat sich in einem emotionalen Interview zu dessen gewaltsamen Tod geäußert. Dem Fernsehsender Habertürk sagte Hatice Cengiz, dass Khashoggi mit Präsident Recep Tayyip Erdogan befreundet gewesen sei. Erdogans Regierung übt seit Wochen Druck auf Saudi-Arabien aus. Mit strategisch in Medien platzierten Details des Mordes hatten Regierungsmitarbeiter früh geschildert, wie ein saudisches Spezialkommando den regierungskritischen Journalisten im Konsulat in Istanbul verhört, gefoltert und ermordet habe. Es gebe davon Audio- und Video-Aufnahmen.

Cengiz erzählte, sie habe mit Khashoggi in Istanbul und den USA leben wollen. Für die Hochzeit habe er die Bestätigung gebraucht, dass er geschieden sei. Vor einem ersten Besuch des Konsulats in der Woche vor seinem Tod sei er sehr besorgt gewesen. "Das konnte man ihm ansehen", sagte Cengiz. Aber er sei erleichtert wieder herausgekommen und habe sich über die Freundlichkeit gefreut, die ihm im Konsulat entgegengebracht worden sei. Man habe ihm gesagt, er solle am 2. Oktober wiederkommen, bis dahin wolle man seine Dokumente vorbereiten.

Am 2. Oktober kam Khashoggi dann jedoch nicht mehr aus dem Konsulat heraus. Wie die saudische Führung mittlerweile zugegeben hat, warteten drinnen die Täter auf ihn. Entgegen früherer Darstellungen sagte die Verlobte des getöteten Journalisten, Khashoggi sei vor dem zweiten Besuch des Konsulats nicht besorgt gewesen. Eigentlich habe er sogar alleine gehen wollen, aber ein Gefühl habe ihr gesagt, sie müsse mitgehen.

Als er dann nicht mehr herausgekommen sei, habe sie Angst bekommen. "Als ich verstanden habe, was vorgeht, habe ich angefangen zu zittern. Ich hatte unglaubliche Angst. Ich fühlte mich zu schwach zu gehen. Ich werde diese Angst nie vergessen", sagte sie. Nach mehreren Stunden des Wartens – ihr war nicht erlaubt worden, das Konsulat zu betreten – habe sie beim Empfangsschalter des Konsulats angerufen. Ihr sei gesagt worden, dass niemand mehr da sei.

Täter sollen bestraft werden

Danach telefonierte sie mit einem Freund Khashoggis, Yasin Aktay, einem Berater des türkischen Staatschefs Erdogan. Daraufhin sei die Polizei eingeschaltet worden, und die Ermittlungen hätten begonnen. 25 Tage sind seitdem vergangen und sie sei seither "jeden Tag gestorben".

Nun forderte Cengiz, sämtliche Verantwortliche für den gewaltsamen Tod ihres Verlobten zu bestrafen. "Ich verlange, dass alle in diese Brutalität Verwickelten – von der niedrigsten bis zur höchsten Ebene – vor Gericht gebracht und bestraft werden."

In Saudi-Arabien gab es mittlerweile 18 Festnahmen im Zusammenhang mit dem Fall, mehrere ranghohe Geheimdienstler wurden entlassen. Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman, der starke Mann des Königreichs, bezeichnete Khashoggis Tötung als "abscheulichen Vorfall" und versprach "Gerechtigkeit". Er wird verdächtigt, Kashoggis Tötung womöglich selbst angeordnet zu haben.

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