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Sport - 10.06.2019

VfL Gummersbach unter Schock: Erstmals zweitklassig

Seit der Gründung der Handball-Bundesliga im Jahr 1966 spielte der VfL Gummersbach stets im Oberhaus. Nun muss der einst stolze und erfolgreiche Traditionsverein erstmals den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

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Gummersbach (dpa) – Handball-Ikone Heiner Brand war bestürzt, die Spieler vergossen bittere Tränen der Enttäuschung. Der erste Bundesliga-Abstieg des letzten Bundesliga-Dinos VfL Gummersbach nach 53 Jahren löste beim Traditionsverein und seinen Fans tiefe Trauer und Entsetzen aus.

«Es ist so gekommen, wie ich es befürchtet habe», sagte Brand nach dem dramatischen Herzschlagfinale seines Clubs. «Für Handball-Deutschland ist das ein Verlust. Künftig fehlt ein ganz großer Name.»

Mit dem Schlusspfiff beim 25:25 bei Mitabsteiger SG BBM Bietigheim durfte das Bundesliga-Gründungsmitglied noch kurz auf den Klassenverbleib hoffen. Doch wenige Sekunden später traf der Rivale Eulen Ludwigshafen zum 31:30-Sieg gegen GWD Minden und schickte die Gummersbacher damit ins Tal der Tränen. Am Ende gab bei Punktgleichheit ein Tor den Ausschlag gegen den zwölfmaligen deutschen Meister. «Man sieht nur weinende Männer», schilderte VfL-Trainer Torge Greve die Gefühlslage. «Es ist schwer, Worte zu finden.»

Für den einst erfolgreichsten Handballverein der Welt, der auch fünf Pokalsiege und elf Europacup-Triumphe feierte, ist damit das schlimmste Szenario eingetreten. Der Club von Legenden wie Brand, Joachim Deckarm, Erhard Wunderlich oder Andreas Thiel befand sich schon in den vergangenen Jahren im Sinkflug, konnte sich aber immer wieder mit Mühe retten. Nun hat es den Verein doch erwischt.

Sportlich wie wirtschaftlich konnte Gummersbach schon lange nicht mehr mit den Topclubs mithalten. Sogar die Lizenz für die kommende Saison war kurzzeitig in Gefahr und wurde von der Handball-Bundesliga GmbH (HBL) erst verspätet erteilt, nachdem der VfL eine Finanzierungslücke im Etat geschlossen hatte. «In unserer aktuellen sportlichen Situation ist das mit Sicherheit eine positive und wichtige Meldung», hatte VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler vor der Partie betont.

Nach dem erstmaligen Absturz in die Zweitklassigkeit, der ein wenig an den Abstieg der Fußballer des Hamburger SV erinnert, steht der Verein vor einem Berg an Arbeit, um den Verein für das Oberhaus wieder salonfähig zu machen. «Man muss sich über die wirtschaftlichen Dinge einigen, da muss man Ordnung reinbringen. Das wird sehr schwer mit den vorhandenen Altlasten», sagte Brand. «Und auch im sportlichen Bereich muss man sich Gedanken machen. Es braucht eine klare Analyse.»

Wie schwer eine Rückkehr werden kann, musste zuvor schon der TV Großwallstadt erfahren. Der langjährige Rivale, mit dem sich Gummersbach von Ende der 1970er Jahre an heiße Titelduelle lieferte, ist gerade wieder in die 3. Liga abgestiegen. Tradition wirft keine Tore. «Es wird immer noch über den VfL Gummersbach geredet, jeder kennt die Erfolge. Aber davon muss man sich jetzt lösen», forderte Brand.

Eine klare Zukunftsvision hat der 66-Jährige, der seine gesamte Karriere für Gummersbach spielte und dort auch sechs Jahre erfolgreich als Trainer arbeitete, jedoch nicht. «Es gibt einen Neubeginn. Wie der im Detail aussieht, weiß ich nicht», sagte Brand. Fest steht für ihn nur: «Es fällt schwer, mir die Bundesliga ohne den VfL vorzustellen.»

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