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Kultur - 22.12.2018

In Every Move: Musik und Malerei: Gesamtkunstwerk von Ivy Flindt

Immer wieder mal gehen bildende Kunst und Musik eine kongeniale Verbindung ein. Im besten Fall eröffnet die Symbiose ganz neue Dimensionen. Bei dem Indie-Pop-Due Ivy Flindt funktioniert es.

Ivy Flindt bringen die Farbe ins Spiel. Foto: Peter Hönnemann

Musik kann die Seele berühren – und sie kann wunderbare Bilder vor dem geistigen Augen entstehen lassen. Wenn beides zusammenkommt, kann Musik in den besten Fällen ein großes synästhetisches Erlebnis sein.

Eine besondere Zwiesprache mit der Musik erschafft das Indie-Pop-Duo Ivy Flindt mit der Deluxe-Ausgabe des Albums «In Every Move», das im Vinyl-Format als Kunstbuch mit 11 Songs auf CD zu einem Gesamtkunstwerk neu orchestriert wurde.

Ivy Flindt – das sind Micha Holland und Cate Martin, die die Bilder zu den Songs geschaffen hat. In ihrer abstarkten Wischtechnik erinnern sie an Arbeiten von Kunst-Superstar Gerhard Richter und doch sprechen sie eine ganz eigene Sprache.

Wer mag, kann Anklänge an die Natur finden, wie in dem Werk zu dem Song «I Leave The City In Its Pose», bei dem sich Himmel und Meer zu begegnen scheinen – und an den großen Romantiker Caspar David Friedrich denken lässt. «Der Mönch am Meer» kommt einem da etwa in den Sinn.

Die elegisch-melancholische Stimmung überlagert sich in beiden Kunstformen, auch in der entrückten und ganz sparsam mit Gitarre und Streichern instrumentierten Ballade, die etwas Schwermütiges und Sehnsuchtsvolles in sich trägt.

Um eine schlichte Illustration aber geht es Cate Martin nicht. Ihre Gemälde treten in einen Dialog mit der Musik, den Lyrics und dem Betrachter, um sich auf einer Reise in einer ganz andere Dimension vollkommen zu verlieren.

Farbenprächtig und gestisch sind zuweilen die Gemälde, sparsam und zurückhaltenden sind die entschleunigten Songs, die allesamt die Schwermut in sich tragen – und darüber schwebt die zarte und verzaubernde Stimme von Cate Martin. In ihrer Abstraktion sind die Gemälde wage genug, um sich jeder Endgültigkeit zu verweigern.

Obwohl zu einem Song wie «Young And Pretty», der der Jugend voller Freude – aber auch voller Schmerz, nachtrauert, passen dunkle Farben natürlich besser als ein leuchtendes Orange. Verschiedene Blautöne sind hier mit schwarzen Flächen zu einem schier undurchdringbaren Gitter verbunden. Alle Wege scheinen verschlossen.

Wird man die Songs jetzt ganz anders hören? Sicherlich, denn die Gemälde, deren Farben häufig ineinander verschwimmen, werden in die Erinnerung eintauchen, sich mit den Tönen verbinden und verwischen und so ihre ganz eigene Poesie entwickelt.

Aber natürlich funktioniert «In Every Move» auch so, denn die Songs des Hamburger Duos besitzen genug eigene Kraft, Schönheit und Traurigkeit – wohl eines der schönsten Alben aus Deutschland in diesem Jahr, das einen grauen und verregneten Winter verzaubern kann.

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