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Politik - 27.11.2018

Energiewende in Frankreich: Macron kündigt Aus für AKW Fessenheim an

Atomkraftwerk Fessenheim an der deutschen Grenze: Mit jedem Betriebsjahr steigt das Risiko weiter an.


Die Tage des französischen Atomkraftwerks Fessenheim sind gezählt: Frankreichs Staatspräsident Macron will die elsässischen Meiler im Sommer 2020 abschalten. Die zwei störanfälligen Reaktorblöcke liegen direkt an der deutschen Grenze.

Frankreichs ältestes Atomkraftwerk in Fessenheim am Oberrhein geht im Sommer 2020 vom Netz. Das kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei der Vorstellung eines Zehnjahres-Plans zur Energiewende in Paris an.

Macron kommt damit Forderungen aus Deutschland entgegen: Das störanfällige Kraftwerk liegt nur wenige Hundert Meter hinter der deutschen Grenze am westlichen Ufer des Rheinseitenkanals auf dem Gelände der elsässischen Gemeinde Fessenheim. Die 230.000 Einwohner zählende Stadt Freiburg im Breisgau liegt nur rund 20 Kilometer entfernt.

Die deutsche Seite verlangt bereits seit Jahren die Abschaltung des pannenanfälligen Kraftwerks. Die zwei Druckwasserreaktoren des AKW Fessenheim sind seit mehr als 40 Jahren am Netz. Frankreich hatte die Schließung bereits beschlossen, aber bisher keinen konkreten Termin zur Abschaltung genannt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat mehrfach vor einer Gefahr durch alternde Meilertechnik und abgebrannte Brennelemente in französischen und belgischen Atomkraftwerken gewarnt.

Eine endgültige Abkehr von der nuklearen Stromerzeugung ist in Frankreich allerdings nicht in Sicht. In seiner bis 2022 laufenden Amtszeit will er außer dem Altmeiler elsässischen Fessenheim keine weiteren Atomkraftwerke schließen. Zugleich stellte er in der mit Spannung erwarteten Grundsatzrede jedoch mittelfristig eine Verringerung der Abhängigkeit des Landes von der Kernenergie in Aussicht: "Ich wurde nicht mit dem Wahlversprechen zum Präsidenten, aus der Atomkraft auszusteigen, sondern deren Anteil am Energiemix auf 50 Prozent zu drücken."

75 Prozent Atomstrom

Dieses Ziel, so Macron, soll bis 2035 erreichbar sein. In der Energieversorgung ist Frankreich sehr viel stärker von der Atomkraft abhängig als Deutschland. Derzeit liegt der Anteil von Atomstrom noch bei 75 Prozent. Insgesamt 14 der derzeit 58 vom staatlichen Versorger EDF betriebenen Atomreaktoren werden den Regierungsplänen zufolge voraussichtlich bis 2035 vom Netz gehen.

Einem Insider aus dem Umfeld des Präsidialamtes zufolge ist der französische Staat an einem Ausbau seines Anteils an dem Energieversorger interessiert. Der Konzern Électricité de France (EDF) soll dafür jedoch seine Organisationsstruktur verändern. Industriekreise gehen davon aus, dass es auf eine Abspaltung der Nuklearsparte von EDF hinauslaufen könnte. Diese würde dann zu 100 Prozent vom Staat kontrolliert. Der Staatsanteil an EDF liegt derzeit bei 83,7 Prozent.

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