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Wissen und Technik - 11.07.2019

Schwieriger Studienstart für Geflüchtete

Geflüchtete werden im Vorbereitungskurs ihrer Uni befragt: Sie sind optimistisch, einen Studienplatz zu bekommen – denken aber häufiger über einen Abbruch nach.

Die Studie der Hochschulforscher soll helfen, die Vorbereitungskurse besser auf die Situation der Geflüchteten auszurichten.

Was unterscheidet internationale Studierende, die als Gäste nach Deutschland kommen, von Geflüchteten, die hier ein Studium aufnehmen? Fest steht, dass die Gaststudierenden sich bewusst auf den Weg gemacht haben, um ihre Hochschulausbildung in Deutschland zu beginnen oder fortzusetzen. Bei den Geflüchteten dagegen stellt sich die Frage, ob und was sie in Deutschland studieren können, in der Regel erst nach der Ankunft. Beide Gruppen treffen sich in den Vorbereitungskursen an der Uni, in denen sie die geforderten Sprachkenntnisse für ein Studium erwerben.

Mit der Studie „Wege von Geflüchteten an deutsche Hochschulen“ (WeGe) wird seit 2017 erstmals systematisch untersucht, wie eine erfolgreiche Studienaufnahme von Geflüchteten gelingen kann. In dem vom Bundesbildungsministerium geförderten Projekt des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung des (DZHW) mit Sitz in Hannover und Berlin wurden bislang 1019 Teilnehmer mit und ohne Fluchterfahrung aus 74 Studienvorbereitungskursen an Hochschulen bundesweit befragt.

Auf der Flucht Bildung unterbrochen, Schulden gemacht

Ihre Erfolgsaussichten, ein reguläres Studium an einer deutschen Hochschule aufnehmen zu können, schätzen die Geflüchteten „ebenso optimistisch“ ein, wie die internationalen Studieninteressierten. Sie sehen für sich keine schlechteren Startvoraussetzungen, heißt es in einer Mitteilung des DZHW zu Zwischenergebnissen der Studie. Sie werden bis zum Freitag bei einem Symposium in Hannover diskutiert. Gleichwohl würden sie aber häufiger über einen Abbruch der Studienvorbereitung nachdenken.

Den Unterschied zwischen den beiden Gruppen erklärt Projektleiter Michael Grüttner mit längeren Bildungsunterbrechungen während der Flucht und finanziellen Problemen „aufgrund von migrationsbedingten Schulden“. Hinzu kämen die bei vielen eine unsichere Bleibeperspektive und andere psychische Belastungen.

Abschlüsse im Wunschfach werden teils nicht anerkannt

Gefragt wird in der Online-Befragung von „WeGe“ und in Einzelinterviews auch nach dem Wunschfach und nach dem Fach, das die Geflüchteten nach erfolgreichem Abschluss des Vorbereitungskurses wahrscheinlich studieren werden. Hier komme es häufig zu Abweichungen, wenn frühere Abschlüsse im Wunschfach nicht anerkannt werden oder der Notendurchschnitt des mitgebrachten Abiturzeugnisses nicht dem Numerus Clausus entspricht. Ob das Wunschfach studiert werden kann, ist indes stark mitentscheidend für die Motivation, das Studium auch durchzuhalten.

Das bis Ende 2020 laufende Projekt soll dazu beitragen, die individuellen Voraussetzungen und Lernaktivitäten der Geflüchteten besser zu verstehen und Vorbereitungskurse besser auf diese Gruppe abzustimmen, heißt es auf der Projekthomepage. Befragt werden auch Lehrende und andere Experten aus den Hochschulen, um ein „umfassendes Bild der Situation der Studienvorbereitung im Vergleich der Standorte zu erhalten“.

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