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Wissen und Technik - 12.07.2019

Nur sehr wenige Flüsse und Seen in ökologisch gutem Zustand

Nach EU-Vorgaben muss Deutschland bis 2026 für gesündere Gewässer sorgen. Doch den Flüssen und Seen geht es nicht gut, sie sind weit von dem Ziel entfernt.

Großer Wannsee in Berlin

Nur wenige Seen und Flüsse in Deutschland sind in einem ökologisch guten Zustand. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage hervor. Nach Daten von 2015 waren lediglich 6,6 Prozent der Fließgewässer in einem guten und 0,1 Prozent in einem sehr guten Zustand. Bei den Seen waren 24 Prozent in einem guten und 2,3 Prozent in einem sehr guten Zustand, wie aus der Antwort hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP am Freitag vorlag.

Die Regierung räumt in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage ein, dass die in der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) für 2027 definierten ökologischen Qualitätsziele wohl nicht erreicht werden können. Aktuelle Werte seit „weit“ von diesem Zielbereich entfernt. Zwar erkenne die Bundesregierung einen „Trend zum Zielwert hin“, heißt es in der Antwort des Bundesumweltministeriums. Dieser reiche aber vermutlich nicht aus.

Die Gründe für den unzureichenden Zustand der Gewässer seien unter anderem Eingriffe in den natürlichen Verlauf, fehlende naturnahe Lebensräume und zu hohe Einleitungen von Nähr- und Schadstoffen. Das wirke sich auch auf Artenvielfalt und Artenschutz aus, hieß es in der Antwort weiter. So waren im Jahr 2013 56 Prozent der in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelisteten Fischarten in einem ungünstigen Erhaltungszustand. Bei den erwähnten Amphibien seien es 68 Prozent, bei den Libellenarten sogar 80 Prozent.

Zu viel Gift und Dünger in der Landwirtschaft

„Der Reichtum der Tiere und Pflanzen in und an unseren Flüssen und Seen ist akut bedroht“, sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke der Nachrichtenagentur AFP. „Seit Jahren versagt die Bundesregierung beim Schutz unserer Fluss- und Seelandschaften, obwohl sie dazu verpflichtet ist“, kritisierte sie.

Dringend nötig seien konkrete Schritte „wie eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft, die zu viel Gift und Dünger einsetzt, und mehr Raum für natürliche Ufer und Auenwälder“, sagte Lemke. Die Renaturierung von Grünland, Auen und Mooren müsse „oberste Priorität haben“, forderte die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion.

Die Gewässerexpertin der Naturschutzorganisation BUND, Laura von Vittorelli, sagte: „Arten wie Lachs und Flussperlmuschel sind vom Aussterben bedroht, Aal und Rotbauchunke stark gefährdet.“ Besonders besorgniserregend sei der starke Rückgang vieler unbekannterer Arten. Diese seien „essenziell für die Ökosysteme in und am Gewässer, beispielsweise als Nahrungsgrundlage für Vögel oder zur Reinhaltung des Wassers“.

Die Wasserrahmenrichtlinie als „Schutzgesetz für alle unsere Gewässer“ müsse endlich rechtskonform umgesetzt werden, forderte Vittorelli. Gebraucht werde ein bundesweites Sofortmaßnahmenprogramm zum Schutz der Gewässer. Der Eintrag von Nitrat, Pestiziden, Salz, Mikroplastik, Sulfat und Quecksilber sei mitverantwortlich für die Artenkrise. „Angesichts der drohenden Wassernutzungskonflikte durch die Klimakrise müssen wir schnellstmöglich gesunde Gewässer wieder herstellen“, mahnte die BUND-Expertin. (AFP)

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