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Wissen und Technik - 19.12.2018

Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs schon für Neunjährige

Je früher, umso besser: Die Ständige Impfkommission empfiehlt, mit der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs früher als bisher zu beginnen.

Früher impfen. In Zukunft sollen Mädchen schon mit neun Jahren gegen eine Infektion mit Viren geschützt werden, die…

Humane Papillomviren (HPV) verursachen Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs. Eine Impfung gegen Infektionen mit diesen Viren soll das verhindern. Bislang bekamen Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren drei Impfdosen. Jetzt empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), bereits 9- bis 14-Jährige zu impfen, so wie auch die Weltgesundheitsorganisation.

Idealer Impfzeitpunkt: Vor dem ersten Sex

Damit soll erreicht werden, dass Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft werden. Auf diesem Wege werden die Viren in der Regel übertragen. „Die vollständige Impfserie sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein“, schreibt die Stiko im Epidemiologischen Bulletin (34/2014). Bisher verpassen die meisten Mädchen in Deutschland diesen „idealen Impfzeitpunkt“. Laut der „Kinder- und Jugendgesundheitsstudie“ des Robert-Koch-Instituts wurden 2013 nur 40 Prozent der 14- bis 17-jährigen Mädchen in Deutschland vollständig immunisiert. Den ersten Sex haben Mädchen in Deutschland mit durchschnittlich 15 Jahren.

In Deutschland orientierte sich das höhere Impfalter noch an den ersten Wirksamkeitsstudien an 16- bis 18-Jährigen. Mit dem reduzierten Impfalter will die Stiko nun erreichen, dass „mehr Mädchen als bisher vor einer HPV-Infektion geschützt werden, bevor sie sexuell aktiv werden.“ Außerdem reagiere das Immunsystem Jüngerer stärker, sagt Lutz Gissmann vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Je jünger das Immunsystem, umso mehr Antikörper produziere es gegen die HPV-Viren als Reaktion auf die Impfung. Diese erste Antikörper-Welle flache zwar wieder ab, so Gissmann, bleibe dann aber auf einem höheren Niveau als bei älteren Impfprobanden. „Die Antikörper-Konzentration gilt als Maß für die Wirksamkeit einer Impfung“, sagt Gissmann. Das lege nahe, dass die Impfung umso besser schütze, je jünger die Mädchen sind.

Da die Impfstoffe bei Jüngeren besser ansprechen, sind statt drei auch nur noch zwei Impftermine nötig: Sowohl der Impfstoff Gardasil als auch Cervarix sind für zwei Impftermine im Abstand von sechs Monaten im Alter von 9 bis 13 beziehungsweise 9 bis 14 Jahren zugelassen. In Costa Rica lägen mittlerweile sogar Daten vor, die eine einmalige Impfung ermöglichen könnten, sagt Gissmann. „Früherer Schutz, heißt besserer Schutz“, sagt Andreas Kaufmann vom CervixCentrum der Berliner Charité. Auch seiner Erfahrung nach werden Mädchen oft erst nach 14 geimpft. „Dann sind aber einige schon sexuell aktiv“, sagt Kaufmann. „Beim Kinderarzt können wir die jüngeren Mädchen besser erreichen“. Zwar sinke die Wirksamkeit der Impfung nicht auf Null, wenn sie erst nach einer HPV-Infektion erfolgt. „Aber das reduziert die Kosteneffizienz der Impfung und natürlich den persönlichen Schutz.“ Der ideale Zeitpunkt sei spätestens sechs Monate vor Beginn sexueller Aktivität. Allerdings gebe es, obwohl selten, auch nicht-sexuelle Übertragungswege. „Daher ist die Impfung je früher umso besser, um auch vor solchen Infektionen zu schützen.“

Impfstoff gegen neun Virus-Varianten

Ein früher Termin sorge auch dafür, dass die Impfung schon bei der Regeluntersuchung für Kinder von 9 bis 10 Jahren („U11“) und nicht nur bei der „J1“ für 12- bis 14-Jährige angeboten werden kann. Die Früherkennung für Gebärmutterhalskrebs kann die Impfung jedoch nach wie vor nicht ersetzen, betont die Stiko, denn der Impfstoff schütze nicht gegen alle HPV-Typen. Das werde sich so schnell nicht ändern, meint Gissmann, auch wenn ein Impfstoff in Entwicklung sei, der gegen neun Varianten des Virus schütze. Während bisherige Impfstoffe etwa 93 Prozent der Infektionen verhindern können, soll dieser Impfstoff 97 Prozent schaffen. Doch vor 2015 ist nicht mit einer Zulassung zu rechnen. „In geimpften Populationen wird man die Früherkennung in Zukunft umstellen und anpassen müssen, um Frauen nicht unnötig zu testen oder gar überzutherapieren“, sagt Kaufmann. Allerdings sei daran angesichts der derzeitigen, enttäuschenden niedrigen Impfquote von nur 40 Prozent in Deutschland vorerst nicht zu denken.

Bezahlt mache sich aber schon die jetzige Impfung für die Gesundheitssysteme, meint Gissmann. „Um einen Fall mit Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen zu verhindern, müssen 19 Mädchen geimpft werden.“ Die Impfung spare die bei dieser Patientin sonst anstehenden teuren Tests und Behandlungen ein, mit denen die auffälligen Gewebeveränderungen entfernt werden müssen.

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