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Wissen und Technik - 22.02.2019

Besuch auf einem Milliarden Jahre alten Schloss

Nach vier Jahren im All erreicht die japanische Sonde Hayabusa2 den Asteroiden Ryugu. Mit an Bord ein deutsches Landegerät.

Nach vier Jahren im All hat die japanische Raumsonde „Hayabusa2“ ihre Position in etwa 20 Kilometer Entfernung vom Asteroiden…

Rund 300 Millionen Kilometer von unserer Erde entfernt nähert sich derzeit, nach gut vier Jahren Flugzeit, die japanische Raumsonde „Hayabusa2“ dem Asteroiden Ryugu. Mit an Bord ist ein schuhkartongroßes Landegerät namens „Mascot“, entwickelt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der französischen Raumfahrtagentur CNES. Heute hat die Sonde Ryugu endlich erreicht.

Überreste aus der Frühzeit des Sonnensystems

Die Forscher wollen mit der Mission den Ursprüngen unseres Sonnensystems auf die Spur kommen. Ryugu – ursprünglich als 1999JU3 bezeichnet, dann umbenannt nach einem unter Wasser liegenden Schloss aus der japanischen Mythologie – ist einer der vielen Gesteinsbrocken, die um die Sonne kreisen. Solche Asteroiden gelten als Überreste aus der Frühzeit unseres Sonnensystems. Japans Raumfahrtagentur Jaxa zufolge soll Hayabusa2 den Asteroiden, den der deutsche DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann als „schön primitives Objekt“ bezeichnete, vermessen.

Die Sonde soll sich dem Himmelskörper so sehr nähern, dass sie im dichten Überflug Material von seiner Oberfläche einsaugen und im Jahr 2020 zur Erde bringen kann. Mascot (Mobile Asteroid Surface Scout) soll dagegen aus einer Höhe von 100 Metern im freien Fall auf den Asteroiden herabsinken und dort bleiben. Überwacht und betrieben wird das zehn Kilogramm schwere Gerät mit seinen vier Instrumenten von einem Kontrollzentrum des DLR in Köln. „Wir untersuchen mit der Mission ursprüngliches Material aus dem solaren Nebel, mehr als 4,5 Milliarden Jahre alt und kaum verändert“, erklärt Planetenforscher Jaumann in einem Blogeintrag des Raumfahrtzentrums.

Absetzen des Landegeräts Mascot eine „große Herausforderung“

„Die größten Herausforderungen werden die Trennung von der Muttersonde und die anschließende Landung sein“, sagte DLR-Projektleiterin Tra-Mi Ho zum Start der Mission am 3. Dezember 2014. Das liegt daran, dass der Asteroid einen Durchmesser von nur etwa 900 Metern hat und lediglich etwa ein 60 000stel der Erdanziehungskraft. Ein Tag auf Ryugu dauert etwa 7,6 Stunden. Gemessen wurden diese Werte allerdings von der Erde aus – wie groß mögliche Abweichungen sind, wird das Mascot-Team erst nach Ankunft in der Umlaufbahn des Himmelskörpers erfahren, so das DRL

Punktlandung. 300 Millionen Kilometer hat „Hayabusa2“ zurückgelegt, um Ryugu zu erreichen.

Ryugu ist besonders kohlenstoffhaltig und gehört damit zu einer häufig vorkommenden Klasse von erdnahen Asteroiden. Vermutlich enthält er – wie viele Asteroiden – Wasser. Einer Theorie zufolge könnte ein Teil des Wassers auf der Erde von Einschlägen solcher Asteroiden stammen.

16 Stunden Forschung, wenn die Batterien halten

Mascot soll sich mit Hilfe seiner Sensoren auf Ryugu orientieren. Mit einem eingebauten Schwungarm kann er bis zu 70 Meter weit hüpfen und so erstmals an verschiedenen Orten auf einem Asteroiden Messungen vornehmen. Die vier Instrumente im Inneren des 30 mal 30 mal 20 Zentimeter großen Landers sollen unter anderem die mineralogische und geologische Zusammensetzung der Asteroidenoberfläche samt Temperatur untersuchen sowie das Magnetfeld ermitteln. Wenn alles glatt verläuft, werden die Forscher insgesamt bis zu 16 Stunden lang Daten erhalten. Zugleich wird Mascot als Späher erkunden, wo die Sonde Material einsammeln soll. Die Dauer von Mascots Einsatz hängt davon ab, wie lange die Batterie der französischen Raumfahrtagentur CNES hält. Dann bleibt die Maschine auf dem Asteroiden, während die Muttersonde zur Erde zurückkehrt. Ende 2020 soll sie über Australien eine Kapsel mit den eingesammelten Proben des Asteroiden abwerfen.

Bereits 2010 hatte die Raumsonde Hayabusa (japanisch für Falke) erstmals Bodenproben eines Asteroiden zur Erde gebracht. Ein besonders wichtiger Erfolg, denn das System soll weitere Missionen zu Asteroiden wie Ryugu ermöglichen – und Japan technologische Vorreiterschaft sichern.

Weltweit Aufsehen erregt hatte zuletzt die Sonde „Rosetta“, deren Mini-Labor „Philae“ 2014 auf dem Kometen Tschuri (67P/Tschurjumow-Gerassimenko) gelandet war – allerdings ohne Proben auf die Erde zurückzubringen. Die Nasa startete 2016 die Sonde „Osiris Rex“, die in diesem August den Asteroiden Bennu erreichen soll. Lars Nicolaysen (dpa)

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