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Sport - 11.06.2019

Vorrunden-Aus für Marozsan: DFB-Frauen geschockt

Das WM-Vorrunden-Aus von Spielmacherin Marozsan hat die DFB-Frauen zunächst geschockt. Nun will das Team noch enger zusammenrücken, um den Ausfall seiner Besten gegen Spanien und Südafrika zu kompensieren. Voss-Tecklenburg: «Das tut auch persönlich weh.»

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Valenciennes (dpa) – Der Schockdiagnose sollen eine Trotzreaktion und eine Leistungssteigerung folgen. Nach dem bitteren Vorrunden-Aus von Spielmacherin Dzsenifer Marozsan bei der WM in Frankreich hat sich die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft auf den nächsten Gegner Spanien eingeschworen.

«Wir waren erstmal alle geschockt und traurig», erklärte Teamkollegin Leonie Maier, um dann wieder in den Kampfmodus umzuschalten und zu versprechen: «Das müssen wir jetzt im Kollektiv kompensieren. Wir wollen für Maro spielen.»

Einen Tag vor dem zweiten Gruppenspiel gegen die Spanierinnen in Valenciennes am Mittwoch (18.00 Uhr/ZDF und DAZN) gab Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Details zur Art und Schwere der Verletzung und der mutmaßlichen Ausfalldauer der eigentlich unverzichtbaren Champions-League-Siegerin von Olympique Lyon bekannt. Die 27 Jahre alte Marozsan erlitt zum Auftakt gegen China (1:0) schon in der Anfangsphase bei einem Foul einen Bruch des mittleren Zehs am linken Fuß. «Sie hat damit noch 75. Minuten durchgespielt, auf die Zähne gebissen und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt», erläuterte Voss-Tecklenburg. Damit gab sie auch die logische Antwort auf Frage, warum Marozsan im ersten Spiel nicht so glänzen konnte wie erwartet.

Die Diagnose bekam der DFB bereits am Samstagabend nach einer Untersuchung im Krankenhaus von Rennes. Nach Außen kommuniziert wurde die Verletzung jedoch erst am Dienstag. «Es war natürlich ein Schock, und wir mussten das allle erstmal verdauen», erläuterte die 51-jährige Trainerin. «Der Ausfall tut weh, auch persönlich. Auch Dzseni musste das erstmal verarbeiten, weil es für sie natürlich ein besonderes Turnier ist.»

Die um drei Tage verzögerte Mitteilung an die Öffentlichkeit begründete Voss-Tecklenburg auch damit, dass man zunächst der Informationspflicht gegenüber Marozsans französischem Club Lyon und ihrem Umfeld nachkommen musste. Darüber hinaus nahm sich das Trainerteam die Zeit, eine angemessene Strategie für den weiteren Turnierverlauf ohne die Edeltechnikerin auszuklügeln. «Dzseni kann man nicht ersetzen, weil sie besondere Eigenschaften und Fähigkeiten hat. Wir müssen das als Mannschaft kompensieren und unsere Spielweise dementsprechend anpassen.»

Marozsan hatte sich unglaublich gefreut auf die WM in ihrer Wahlheimat. Noch vor gut drei Wochen hatte die gebürtige Ungarin in ihrer Geburtsstadt Budapest ihr Team im Finale gegen den FC Barcelona zum 4:1-Triumph geführt und dabei selbst ein Tor erzielt. «Das war ein wunderschönes Erlebnis. Das habe ich sehr genossen», sagte Marozsan. Kurz darauf war sie zum dritten Mal hintereinander von den Spielerinnen in der französischen Liga zur «besten Spielerin der Saison» gekürt worden, was ihr «sehr viel bedeutet».

Psychisch und physisch war Marozsan, die im Vorjahr nach einer Lungenembolie «die schwierigste Zeit meines Lebens» durchgemacht hatte, wieder auf einem absoluten Höhenflug. Kein Wunder, dass sie mit großen Träumen, voller Tatendrang und Vorfreude nach Frankreich gereist war. «Die WM ist für mich absolut was Besonderes», hatte Marozsan vor wenige Tagen strahlend erklärt. «Ich spiele seit drei Jahren hier. Frankreich ist ein Stück Heimat für mich. Der Titel wäre natürlich ein Traum.»

Nun wirft das Verletzungspech die U20-Weltmeisterin (2010), Europameisterin (2013) und Olympiasiegerin (2016) erneut zurück. Ob sie im Turnierverlauf noch einmal eingreifen kann, ist offen. Mindestens im dritten Gruppenspiel in Montpellier gegen Südafrika am kommenden Montag wird sie laut Voss-Tecklenburg noch fehlen. Was dann kommt und wie der Heilungsverlauf bei Marozsan verläuft, kann niemand vorhersagen. Daher verzichtete die Trainerin auch auf jegliche Prognose. Zumal die DFB-Elf ja auch erst für die K.o.-Runde beginnend mit dem Achtelfinale qualifizieren muss. Mit einem Sieg gegen Spanien wäre das so gut wie geschafft.

Wie das Trainerteam konkret auf das Fehlen der Regisseurin und Taktgeberin reagieren will, verriet Voss-Tecklenburg nicht. Nur, dass gegen das Team von Jorge Vilda eine veränderte Startelf aufbieten wird, «nicht nur wegen des Ausfalls», sondern auch aus anderen taktischen und personellen Erwägungen.

Möglich scheint gegen die im 4-3-3-System offensiv ausgerichteten Spanierinnen eine Umstellung auf eine Dreier- bzw. Fünferabwehrkette mit den Flügelspielerinnen Giulia Gwinn und Carolin Simon. Weitere Optionen wären Spielführerin und Stoßstürmerin Alexandra Popp auf die nun vakant vakante Zehnerposition zurückzuziehen oder die 17-jährige, robuste und unbekümmerte Lena Oberdorf von Beginn an zu bringen.

Wie auch immer die Lösung im Schlüsselspiel um den angepeilten Gruppensieg ohne die 91-malige Nationalspielerin aussieht: «Ich erwarte ein Spiel auf absoluter Augenhöhe, und wir müssen 100 Prozent geben. 80, 85 Prozent genügen nicht», sagte Voss-Tecklenburg.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland: Schult – Oberdorf, Hegering, Doorsoun – Gwinn, Leupolz, Simon – Huth, Däbritz, Schüller – Popp

Spanien: Panos – Torrejon, Irene Paredes, Maria Leon, Corredera – Vicky Losada, Torrecilla – Sampedro, Jennifer Hermoso, Putellas – Mariona Caldentey

Schiedsrichterin: Katerina Monzul (Ukraine)

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