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Politik - 12.12.2018

Terror nahe Weihnachtsmarkt: Straßburger Todesschütze ist auf der Flucht

Einsatzkräfte sichern einen Hauseingang, der Schütze ist noch nicht gefasst.


Schüsse im Stadtzentrum von Straßburg zerstören die vorweihnachtliche Stimmung abrupt. Ein Mann tötet mehrere Menschen, verletzt zudem weitere schwer. Dann flieht er, liefert sich Schusswechsel mit Einsatzkräften. Frankreichs Regierung ist alarmiert, spricht von „Terror“.

Frankreich ist erneut von einem schweren Terroranschlag erschüttert worden. Bei dem Angriff mitten in der Weihnachtssaison wurden am Dienstagabend drei Menschen in Straßburg getötet, wie Frankreichs Innenminister Christophe Castaner mitteilte. Zwölf Menschen wurden nach seinen Angaben verletzt, sechs von ihnen sehr schwer. Die Polizei ging von einem terroristischen Hintergrund aus. Der Täter sei noch auf der Flucht.

Frankreichs Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen. Das bedeute verstärkte Kontrollen an den Grenzen des Landes, erläuterte Castaner. Auch Weihnachtsmärkte würden stärker kontrolliert. Laut Minister war der mutmaßliche Täter bereits wegen Delikten in Frankreich und Deutschland verurteilt worden.

Innenminister spricht von "Terror"

Der Verdächtige hatte nach Angaben der Präfektur gegen 20.00 Uhr nahe dem Weihnachtsmarkt der Elsass-Metropole das Feuer eröffnet. Castaner beschrieb den genauen Tatort nicht näher und sagte lediglich, der Täter habe an drei verschiedenen Orten in der Stadt "Terror" verbreitet. Zwischen 20.00 und 21.00 Uhr habe er sich zweimal einen Schusswechsel mit Sicherheitskräften im Patrouilleneinsatz geliefert. Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf die Polizei, der vermutlich radikalisierte Mann sei vor seiner Flucht von Soldaten verletzt worden.

Weite Teile der Straßburger Innenstadt wurden über Stunden abgeriegelt. Menschen wurden dazu aufgerufen, die Innenstadt in Richtung Norden zu verlassen und nicht in Richtung des südöstlich gelegenen Stadtteils Neudorf zu gehen. Dort war nach dem flüchtigen Tatverdächtigen gefahndet worden. Die Polizei rief die Bürger dazu auf, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen.

Die Regierung habe zusätzliche Kräfte mobilisiert, die auf dem Weg nach Straßburg seien, sagte Castaner. 350 Einsatzkräfte und mehrere Hubschrauber seien an der Fahndung beteiligt. Castaner selbst traf in der Nacht in Straßburg ein.

Macron beruft Krisensitzung ein

Der mutmaßliche Täter hätte offenbar eigentlich schon am Dienstagmorgen verhaftet werden sollen. Wie der Sender France Info unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, war er jedoch nicht zu Hause. Demnach wird dem 29-Jährigen versuchter Mord vorgeworfen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung Stunden vor den Schüssen sollen Granaten gefunden worden sein, wie France Info und die Zeitung «Le Parisien» berichteten.

Menschen mussten stundenlang in der Straßburger Innenstadt ausharren.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron berief in Paris eine Krisensitzung ein. Er beriet sich unter anderen mit Premierminister Édouard Philippe und Verteidigungsministerin Florence Parly. «Solidarität der gesamten Nation für Straßburg, unsere Opfer und ihre Familien», schrieb Macron auf Twitter.

Frankreich ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von islamistisch motivierten Terroranschlägen geworden, die fast 250 Menschen das Leben kosteten. Auch diesmal übernahmen wieder Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise mitteilten.

Bundesregierung "bestürzt"

Der Weihnachtsmarkt in Straßburg bleibt am Mittwoch geschlossen. Auch die kulturellen Einrichtungen der Stadt öffnen nicht, wie es in einer Mitteilung der Stadt hieß. Der Unterricht sollte am Mittwoch an Grundschulen und Vorschulen ausgesetzt werden. Eltern wurde geraten, ihre Kinder zu Hause zu lassen, wie die Präfektur mitteilte. An weiterführenden Schulen und Hochschulen sollte der Unterricht stattfinden.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte sich "erschüttert über die schreckliche Nachricht" aus Straßburg. "Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten. Hoffentlich gerät niemand mehr in Gefahr."

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