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Politik - 01.12.2018

Späte Ankunft in Argentinien: Merkel beeindruckt ihren Sitznachbarn

Verspäteter Einstieg ins G20-Programm: Die Bundeskanzlerin, hie neben Argentiniens „First Lady“ Juliana Awada, Argentiniens Präsident Mauircio Macri und Indiens Premierministerin Narendra Modi im Colón-Theater von Buenos Aires.


Die Anreise zum G20-Gipfel in Argentinien ist geglückt: Doch wegen der Flugzeugpanne kann die Kanzlerin Deutschland beim Treffen der 20 Wirtschaftsmächte erst mit erheblicher Verspätung vertreten. Ihr Sitznachbar im Linienjet wird den Flug wohl nie vergessen.

Mit fast zwölfstündiger Verspätung ist Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G20-Gipfel in Buenos Aires angekommen und kurz nach ihrer Ankunft voll ins Veranstaltungsprogramm eingestiegen. Merkel erschien bei dem Empfang der Gipfelteilnehmer am Abend des ersten Gipfeltags in dem berühmten Colón Theater in der argentinischen Hauptstadt. Beim Gruppenfoto stand Merkel neben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, mit dem sie einige Worte wechselte.

In dem Theater verfolgten die Staats- und Regierungschef eine Tanzdarbietung, im Anschluss stand ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm. An dem Abendprogramm nahmen auch die mitgereisten Partner teil. Auch hier mussten die argentinischen Gastgeber kurzfristig umplanen: Anders als geplant kam Merkel alleine, da ihr Mann Joachim Sauer nach der Panne des Regierungsfliegers der Kanzlerin die Reise nach Argentinien per Linienmaschine nicht mehr angetreten hatte.

Wegen des Vorfalls verzögerte sich Merkels Anreise zu dem Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer deutlich. Anstatt Freitagmorgen (Ortszeit) kam die Kanzlerin erst am Abend in Begleitung von Finanzminister Olaf Scholz in der Maschine der spanischen Fluggesellschaft Iberia in Buenos Aires an.

Merkel verpasste die Beratungen der Staats- und Regierungschefs der großen Industrie- und Schwellenländer am ersten Gipfeltag weitgehend. In der Runde vertreten wurde sie durch ihren Wirtschaftsberater und Chefunterhändler Lars-Hendrik Röller. Ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump musste auf Samstag verschoben werden.

Weil ihre Regierungsmaschine wegen eines defekten Elektrobauteils am Donnerstagabend umkehren und in Köln-Bonn landen musste, flog die Kanzlerin am Freitag zuerst nach Madrid und von dort mit einem Linienflug der spanischen Fluggesellschaft Iberia nach Buenos Aires.

Keine Sonderwünsche im Iberia-Jet

Merkels Sitznachbar in der Iberia-Maschine beschrieb die deutsche Regierungschefin als entspannte Reisende. Agustín Agüero hatte es sich auf seinem Sitz 1G für den Iberia-Flug IB 6849 bequem gemacht, wie ein dpa-Reporter nach der Landung erfuhr. Rund 13 Stunden Flug nach Buenos Aires standen an, nur sechs, sieben Plätze in der Business Class waren besetzt.

Doch zehn Minuten vor Abflug stand dann die Bundeskanzlerin neben Agüero. Schnappschüsse aus der Kabine zeigen, wie die deutsche Regierungschefin ihren Platz sucht. Kurz darauf taucht auch Vizekanzler Olaf Scholz auf, dazu kommen Sprecher, Berater und Personenschützer. Neben dem jungen Mann aus Argentinien saß plötzlich die wohl mächtigste Frau der Welt.

 

"Ich kenne ja 'House of Cards' und so", beschrieb der 28-Jährige anschließend seine Eindrücke. "Ich hätte daher nie eine so normale Person erwartet." Agüero bezog sich auf jene US-Fernsehserie, in der durchtriebene Politiker im Streben nach Macht und Geld skrupellos und kaltherzig ihre Ziele verfolgen. Die deutsche Kanzlerin hinterlässt bei dem jungen Argentinier einen ganz anderen Eindruck.

Auf die Frage, wie die Kanzlerin den Transatlantik verbracht habe, sagte er: "Sie hat Joghurt gegessen, ein Buch gelesen, ein bisschen geschlafen." Sonderwünsche gab es nicht, erzählte er. Eine Stunde vor der Landung sei die Kanzlerin dann ins Cockpit gegangen und habe ein Foto mit der Besatzung gemacht. "Ich habe mich nicht getraut, sie anzusprechen." Aber sie habe immer mal wieder rübergelächelt. "Sie war sehr relaxt."

Saudischen Kronprinz knapp verpasst

Als die Maschine gelandet war, durften Merkel & Co. als erste raus – so schaffte es die Kanzlerin mit zwölf Stunden Verspätung zumindest noch zum Galaabend ins Teatro Colón. Dort traf sie kurz nach einem Gast ein, dem sie nach der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi wohl nicht so gern über den Weg laufen dürfte: dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.

Argentiniens Präsident Mauricio Macri empfing Merkel mit offenen Armen, und seine Lippen schienen zu sagen: Schön, dass Du es noch geschafft hast. Allerdings war vor Ort auch das Erstaunen groß über die Odyssee der deutschen Kanzlerin. Schwer nachvollziehbar ist es nicht nur für die Gipfelteilnehmer in Argentinien, wieso Europas größte Volkswirtschaft es nicht gewährleisten kann, dass die Regierungschefin ohne derartige Probleme anreisen kann.

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