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Politik - 07.11.2018

Jung, muslimisch, indigen: US-Repräsentantenhaus wird bunter

Ilhan Omar setzte sich in Minnesota gegen ihre republikanische Kontrahentin durch.


Der US-Kongress bleibt weiß und männlich. Dennoch werden gleich mehrere Abgeordnete gewählt, die mit ihrem Einzug ins Repräsentantenhaus Geschichte schreiben. Mit ihnen sitzen dort künftig so viele Frauen wie nie zuvor.

Was in anderen Ländern längst Normalität ist, ist in den konservativen USA noch immer eine kleine Sensation: Bei den Midterms sind zum ersten Mal zwei Muslima in den US-Kongress gewählt worden. Auch zwei Nachfahrinnen amerikanischer Ureinwohner und die jüngste Kongressabgeordnete aller Zeiten schafften den Sprung ins Repräsentantenhaus. Mit Jared Polis in Colorado haben die USA künftig zudem den ersten bekennenden homosexuellen Gouverneur in ihrer Geschichte.

Die jüngste Frau aller Zeiten im US-Kongress heißt Alexandra Ocasio-Cortez. Die 29-jährige Demokratin setzte sich wie erwartet gegen ihren republikanischen Gegenkandidaten Anthony Pappas durch. Die Einwanderertochter aus der New Yorker Bronx war im Sommer über die USA hinaus bekannt geworden, weil sie völlig überraschend den alteingesessenen Demokraten Joe Crowley – einen der ranghöchsten Politiker der Partei – in der parteiinternen Vorwahl besiegt hatte. Ocasio-Cortez, die unter anderem als Kellnerin und Aktivistin gearbeitet hat und sich selbst als Sozialistin bezeichnet, tritt unter anderem für kostenfreie Universitäten und eine bundesweite Job-Garantie mit einem Mindestlohn von 15 US-Dollar pro Stunde ein.

Mit ihr im Kongress werden künftig auch zwei muslimische Frauen sitzen: Ilhan Omar und Rashida Tlaib ziehen als erste Frauen ihres Glaubens in das Repräsentantenhaus ein. Tlaibs Triumph hatte allerdings schon vorab festgestanden. Die 42-jährige Tochter palästinensischer Einwanderer hatte in ihrem Wahlkreis im Bundesstaat Michigan keinen republikanischen Konkurrenten. Die 36-jährige Omar setzte sich im Bundesstaat Minnesota gegen ihre republikanische Kontrahentin Jennifer Zielinski durch. Sie war einst als somalisches Flüchtlingskind ins Land gekommen. Der erste muslimische Mann war bereits vor zwölf Jahren in den US-Kongress eingezogen.

Rekordzahl an indigenen Bewerbern

Auch Sharice Davids und Deb Haaland haben Geschichte geschrieben: Die beiden Demokratinnen ziehen als als erste weibliche Nachfahren amerikanischer Ureinwohner in den Kongress ein. Die 38-jährige Davids, Anwältin und ehemalige Kampfsportlerin, behauptete sich im Wahlkreis Kansas City gegen den bisherigen republikanischen Mandatsträger Kevin Yoder. Die 57-jährige Haaland setzte sich in New Mexico gegen die Republikanerin Janice Arnold-Jones und gegen Lloyd Princeton von der Libertären Partei durch. Haaland und Davids sind zwei der Demokraten, die Sitze im Repräsentantenhaus von Donald Trumps republikanischer Partei erobern konnten und somit dazu beitragen, dass die Demokraten dort künftig die Mehrheit innehaben.

Die beiden Frauen gehören zu einer Rekordzahl amerikanischer Ureinwohner, die sich bei den Wahlen um Sitze im Kongress, um Gouverneursposten und um andere Ämter beworben hatten. Davids ist Tochter einer alleinerziehenden Armeeveteranin und lebt offen homosexuell in dem traditionell konservativen US-Bundesstaat Kansas. "Stark, unverwüstlich, indigen", stand auf einem T-Shirt, das Davids in einem ihrer Wahlwerbespots trug. Haaland ist eine namhafte Gemeindeaktivistin in einem traditionell demokratischen Wahlkreis. Unermüdlich hat sie amerikanische Ureinwohner, die zwei Prozent der US-Bevölkerung ausmachen, dazu ermutigt, wählen zu gehen. Als Freiwillige half sie den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry und Barack Obama bei ihren Wahlkämpfen.

Im künftigen US-Kongress werden künftig außerdem so viele Frauen sitzen wie nie zuvor. Nach aktuellem Stand werden mindestens 90 Sitze an weibliche Parlamentarier gehen – der bisherige Rekord lag bei 84. Bei insgesamt 435 Sitzen sind Frauen damit aber immer noch klar in der Minderheit. 

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