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Politik - 12.12.2018

In Haft radikalisiert: Was wir über Chérif C. wissen

Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach Chérif C. und seinen Bruder Sami.


Nach dem Attentat in Straßburg sucht die Polizei nach einem 29-jährigen Mann. Chérif C. ist ein einschlägiger Krimineller. Radikaler Islamist soll er hinter Gittern geworden sein. Auf der Fahndungsliste steht nun auch sein Bruder Sami.

Als Verdächtigen für den Terrorakt von Straßburg haben die französischen Ermittler den 29-jährigen Chérif C. identifiziert. Der Mann wird als Islamist eingestuft und soll sich in Haft radikalisiert haben. C. stammt nach Angaben von Chefermittler Rémi Heitz aus Straßburg, er ist marokkanischer Abstammung.

C. hat eine lange Karriere als Krimineller hinter sich und ist mehrfach vorbestraft. Er verbrachte bereits mehrere Jahre im Gefängnis – unter anderem in Deutschland. Allerdings stehen seine bisherigen Taten nicht in Verbindung mit Terrorismus.

Hinweis: Alle Entwicklungen nach dem Anschlag von Straßburg finden Sie auch im n-tv.de Liveticker

So verurteilte das Amtsgericht Singen den Mann 2016 zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis. Er war in Mainz in eine Zahnarztpraxis und im Süden von Baden-Württemberg in eine Apotheke eingebrochen. Aus dem deutschen Urteil geht hervor, dass er zuvor schon 2008 in Frankreich und 2013 in der Schweiz Gefängnisstrafen verbüßte. Auch hier ging es um Einbrüche.

Er sei zusammen mit sechs Geschwistern im Elternhaus in Straßburg aufgewachsen, heißt es. Er habe einen dem deutschen Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss, aber keine Ausbildung gemacht. Nach der Schule habe er bei der Gemeinde gearbeitet, seit 2011 sei er arbeitslos gewesen und nach eigener Aussage viel gereist.

Nach dem Verbüßen der Strafe in Deutschland  wurde er im Februar 2017 nach Frankreich abgeschoben. Die deutschen Sicherheitsbehörden sind nun nicht nur an der Suche nach dem mutmaßlichen Attentäter von Straßburg beteiligt, sondern fahnden auch nach dessen Bruder Sami.

Polizei traf C. am Morgen nicht zuhause an

Die beiden wohnten in Straßburg, lokalen Medien zufolge im Stadtteil Koenigshoffen. Die Brüder würden als radikalisiert eingestuft und dem Straßburger Islamistenmilieu zugerechnet, sagte ein hochrangiger Sicherheitsexperte dem "Tagesspiegel". Kontakte zur Salafistenszene in Deutschland seien bislang allerdings nicht bekannt.

In Deutschland tauchen die Namen des mutmaßlichen Attentäters und seines Bruders Sami allerdings nicht in der Datei für islamistische Gefährder auf. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Schwelle für eine Registrierung in der französischen "Fiche-S-Datei" sei deutlich niedriger als für die Aufnahme in die deutsche Gefährder-Datei.

C. sollte am Dienstagmorgen eigentlich verhaftet werden. Offenbar waren ihm die Ermittler bereits wegen anderer Delikte auf der Spur. Am Vormittag scheiterte eine geplante Festnahme, wie mehrere Medien berichteten. Wie France Info unter Berufung auf Polizeiquellen berichtet, trafen ihn die Ermittler nicht zu Hause an.

Bei den Ermittlungen gegen ihn soll es ursprünglich um schweren Raub gegangen sein. Chérif C. wird in diesem Zusammenhang unter anderem auch versuchter Mord vorgeworfen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung sollen Granaten gefunden worden sein, wie France Info und die Zeitung "Le Parisien" berichteten.

Bei dem Attentat in Straßburg verloren zwei Menschen ihr Leben, eine weitere Person gilt als hirntot. 12 Menschen wurden verletzt. Bei der Tat rief C. Zeugenangaben zufolge "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf "Mord und Mordversuch im Zusammenhang mit einer terroristischen Unternehmung" und wegen "Bildung einer kriminellen terroristischen Vereinigung".

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