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Politik - 06.11.2018

„Hart aber fair“ zu US-Wahlen: Wie zerstörerisch ist Trumps Machthunger?

Plasbergs Gäste, von links nach rechts: Ralph Freund, Georg Pazderski, Elisabeth Wehling, Walter Sittler, Peter Beyer

Von Julian Vetten


Wahlkampf in den USA, das heißt, Kämpfen mit harten Bandagen. Doch seit Donald Trumps Wahl zum Präsidenten scheinen die vorher schon tiefen Gräben in den USA unüberwindbar geworden zu sein. Drohen uns ebenfalls amerikanische Verhältnisse?

Von rassistischen Werbespots im Fernsehen über eindringliche Warnungen vor einer "Invasion" durch Flüchtlinge aus Mittelamerika bis hin zur Diffamierung politischer Gegner: US-Präsident Donald Trump ist kaum ein Mittel zu schmutzig, um die Angst in der zutiefst verunsicherte Bevölkerung weiter zu schüren und so Wählerstimmen für die Republikaner vor den anstehenden Kongresswahlen zu sammeln. Zwar wurden Wahlkämpfe in den USA schon immer mit harten Bandagen geführt – vor den Wahlen am Dienstag, den sogenannten Midterms, ist die Stimmung aber so aufgeheizt wie selten zuvor. "Trumps Wahlkampf: Land spalten, Macht retten?" ist deshalb passenderweise das Thema bei Frank Plasbergs Montagabendtalk "Hart aber fair".

Zu Gast sind der CDU-Politiker Peter Beyer, der als Beauftragter der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit zuständig ist, der in den USA lebende Schauspieler Walter Sittler, der Vizepräsident der "US-Republikaner Deutschland", der stellvertretende AfD-Sprecher Georg Pazderski sowie die in Berkeley lehrende Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling.

Verbrannte Erde

"Es scheint so, dass man über den politischen Korridor der Republikaner und Demokraten hinweg nicht mehr die gemeinsame Grundlage hat", versucht sich Beyer an einer Beschreibung des Ist-Zustandes der politischen Lager. Viel diplomatischer lässt sich kaum sagen, dass die Erde zwischen Demokraten und Republikaner verbrannt ist und das auf absehbare Zeit auch so bleiben wird – es ist aber auch kein Wunder, dass Beyers Formulierung für hochgezogene Augenbrauen sorgt. "Trump ist feige, weil er keine Verantwortung für seine Aussagen übernimmt", findet zumindest Walter Sittler. Der Schauspieler fürchtet, dass die Trumpsche Rhetorik das ohnehin schon zerrüttete Land unwiederbringlich auseinanderreißen könnte: "Die Menschen sind ihm egal. Trump würde alles für Likes und Applaus tun."

Gänzlich anderer Meinung ist Ralph Freund, der nach eigener Aussage persönlich zwar kein Trump-Anhänger ist, dessen Meinung als Vizepräsident der "US-Republikaner Deutschland" allerdings vorgezeichnet ist: "Das tut weh, aber er legt den Finger in die Wunde, weil die Themen nicht aufgegriffen wurden", verteidigt Freund die Aussagen des Präsidenten zu strittigen Themen. Trump hatte Tausende von Flüchtlingen, die momentan in einer großen Karawane aus Mittelamerika Richtung US-Grenze ziehen, pauschal als Terroristen und Kriminelle bezeichnet.

Freund bezeichnet Trumps Politik als "großen Wurf", weil der Präsident alles durchgedrückt habe, was er sich bei seiner Wahl 2016 auf die Fahnen geschrieben hatte: Das Atomabkommen mit dem Iran wurde genau wie der Pariser Klimavertrag mittlerweile aufgekündigt, Handelszölle mit China sind in Kraft. Die Wirtschaft ist im Aufschwung begriffen, gleichzeitig wurden neue Jobs geschaffen. Die letzten beiden Punkte dürften für das Gros der US-Amerikaner die entscheidenden sein, hier stellt sich allerdings die Frage: Wie viel davon ist Trumps Verdienst und wie viel hat der jetzige Präsident von seinem Vorgänger Barack Obama geerbt?

Trumps "Framing"

Eine Frage, die stark in den Hintergrund rückt, weil die aggressive Rhetorik des Präsidenten oft genug sachliche Debatten verhindert. Als "Framing" bezeichnet Elisabeth Wehling die Eigenart Trumps, durch ständige Wiederholung eine Lüge zur gefühlten Wahrheit zu befördern – ein Instrument, das der US-Präsident laut der Sprachwissenschaftlerin nahezu perfekt beherrscht. Auch wenn sich Wehling recht verklausuliert ausdrückt, liefert sie in der Talkrunde doch die mit Abstand spannendsten Beiträge. So versucht sich die Dozentin an der Elite-Universität Berkeley unter anderem auch an einer Erklärung für den erstaunlich hohen Frauenanteil bei Trumps Wählern: "Viele Frauen wären lieber eine Melania Trump als eine Hillary Clinton", vermutet Wehling. Und: "Seine (Trumps, Anm. d. Red.) Wählerinnen sind genauso sexistisch wie Männer."

Damit sich auch der Besuch des AfD-Politikers Georg Pazderski lohnt, versucht Moderator Plasberg das Gespräch gegen Ende der Sendung noch Richtung Deutschland zu drehen: "Sprache ist ein Spiegel der Gesellschaft", antwortet Pazderski auf Plasbergs Frage, ob die AfD mithilfe von Sprache Stimmung machen wolle. Mit seiner Aussage hat der stellvertretende AfD-Sprecher wohl Recht. Zur Beruhigung trägt die Antwort allerdings eher nicht bei, wenn man sich anschaut, wie sich die (politische) Sprache in Deutschland in den vergangenen Jahren gewandelt hat.

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