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Kultur - 04.12.2018

TV-Tipp: Jung, blond, tot – Julia Durant ermittelt

In Frankfurt am Main sorgt eine Mordserie für Angst und Schrecken. Die Opfer sind alle weiblich, jung und blond. Die Kommissarin Julia Durant nimmt sich dieses Falls an und kommt dem Täter so nahe, dass sie selbst in Gefahr gerät.

Sandra Borgmann ist Julia Durant. Foto: Henning Kaiser

Frankfurt am Main, hier fühlen sich die Reichen und Schönen zu Hause. Als Deutschlands Finanzmetropole zieht die Stadt alle an, die Geld, wilde Partys und einen pompösen Lebensstil lieben.

Wie er aussehen kann, veranschaulicht der Krimi «Jung, blond, tot – Julia Durant ermittelt» gleich in der ersten Sequenz: Eine illustre Gesellschaft feiert in einer eleganten Villa. Um den riesigen Pool stehen Herren in adretten Anzügen und vornehmlich junge, blonde Damen, die sich prächtig amüsieren. Der Champagner fließt, die Musik dröhnt, die Zigarren qualmen.

Wo die Dekadenz wuchert, ist das Verbrechen nicht weit. In dem Film, an diesem Dienstag (20.15 Uhr) auf Sat.1 zu sehen, versetzt eine Mordserie die Stadt in Angst und Schrecken. Alle Opfer sind weiblich, jung und blond. Die Spur führt in jene High Society, aus deren Zirkel Julia Durant (Sandra Borgmann) gleich mehrere Männer im Verdacht hat. Als Kriminalkommissarin verkörpert sie einen in diesem Genre mittlerweile gängigen Typus.

Sie tritt selbstbewusst und schlagfertig auf, zeigt einen unermüdlichen Einsatz, agiert aber auch eigenwillig und leidet an privaten Problemen. Die Ermittlerin lebt alleine, ohne Partner und leibliche Eltern. Ihre Mutter nahm sich das Leben, als Julia drei Jahre alt war. Darüber hinaus macht ihr noch immer ein früherer Einsatz zu schaffen, bei dem sie verletzt wurde und eine riesige Narbe im Brustbereich davongetragen hat. Das Trauma sitzt tief, und nicht selten muss die Fallanalytikerin zum Gin Tonic greifen, um den psychischen Schmerz kurzfristig zu lindern.

Sandra Borgmann spielt diese ambivalente Kommissarin mit stoischer Coolness, gegen die Kontrahenten genauso machtlos erscheinen wie ihr Partner. Markus Schulz (Guido Broscheit), ebenfalls durch einen früheren Einsatz traumatisiert, stört sich an Julias Alleingängen, muss aber häufig klein beigeben, wenn die unbequeme Partnerin mit ungewöhnlichen Methoden den Fall voranbringt. Die quirlige Ermittlerin achtet auf kleine Details und versucht, in die Gedankenwelt des Mörders einzutauchen, der seine Opfer betäubt und mit einem Skalpell grausam zerstückelt. In ihrem Eifer kommt Julia dem Täter gefährlich nahe, so nahe, dass sie selbst um ihr Leben fürchten muss.

«Jung, blond, tot» basiert auf Andreas Franz‘ gleichnamigem Roman, der 1996 erschien und kurze Zeit später zum Bestseller wurde. Die Handlung wirkt heute jedoch wenig originell. Stellenweise kommt das Gefühl auf, es so oder besser in Duzenden anderer Filme gesehen zu haben. Der TV-Krimi gleicht einer uninspirierten Version von «Das Schweigen der Lämmer», bei dem der Sat.1-Streifen offensichtlich Anleihen macht, ohne die gleiche emotionale Wucht zu entfalten. Was die Figuren fühlen, was sie antreibt oder in ihren Gedanken herumgeistert, wird oftmals nur in hölzernen Dialogen erzählt, anstatt es in Bilder zu übersetzen. Dadurch bleibt der Film über weite Strecken recht fade.

Mehr Vergnügen als der Plot dürften die hervorragend ausgesuchten Schauplätze bereiten. Wenn die Kamera in stilvollen Innenräumen umherstreift, von dem idyllischen Umland einen Blick auf Frankfurts Skyline gewährt oder sich im Wald zwischen Buchen und Eichen bewegt, werden mehr Facetten der Stadt sichtbar, als ihr Ruf als Finanzmetropole glauben lässt.

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