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Kultur - 17.11.2018

TV-Tipp: Herr und Frau Bulle

Mit «Herr und Frau Bulle» präsentiert das ZDF einen weiteren Samstagsabendkrimi. Ausgezeichnet besetzt mit Johann von Bülow und Alice Dwyer, ermittelt dabei ein ungleiches Kriminalisten-Ehepaar.

Yvonne Wills (Alice Dwyer, l-r) ihr Mann Heiko (Johann von Bülow, 2.v.l.), Diane Springer (Birge Schade) und Kevin (Tim Kalkhof, r.) besprechen sich. Foto: Christiane Pausch/ZDF

John Steed und Emma Peel hieß ein international gefeiertes Krimi-Paar der 60er Jahre. Verkörpert von Patrick Macnee und Shakespeare-Star Diana Rigg, kämpften die beiden Helden der britischen Kultfernsehserie «Mit Schirm, Charme und Melone» gegen die Bösen im Vereinigten Königreich.

Er eher blasiert, stets vornehm gekleidet und mit den Waffen des Geistes fechtend, sie umso schlagkräftiger und emanzipiert ihre erstaunlichen Karatekünste einsetzend. Von diesem Dream-Team, das in Wiederholungen immer wieder zu sehen war, scheinen sich die Macher des neuen ZDF-Samstagskrimireihe «Herr und Frau Bulle» von diesem Samstag (20.15 Uhr) an ein ordentliches Stück abgeguckt zu haben.

Mit Johann von Bülow («Ein Kind wird gesucht») und Alice Dwyer («Honigfrauen») ausgezeichnet besetzt, handelt es sich dabei um ein verheiratetes Berliner Ermittlerpaar, dessen Charaktere ähnlich angelegt sind: Bülows noblen Zwirn tragender Heiko Wills ist ein angesehener Fallanalytiker, ein elitärer Kopfmensch. Während seine Kommissarsgattin Yvonne mehr aus dem Bauch heraus handelt und dem Kiez entstammt, zu dem sie noch immer gute Kontakte pflegt. Physisch bemerkenswert austeilen kann sie allemal. Wie einst Steed und Peel tragen beide Wills gern einen ironischen Scherz auf den Lippen. Und auch sonst wirkt die Krimiproduktion reichlich ambitioniert. Das liegt nicht allein an Promi-Nebendarstellern wie Stephan Bissmeier als Kripo-Vorgesetzter Pede sowie Heinz Hoenig und Florian Lukas als Unterwelt-Vater und Sohn.

In der ersten, von Till Franzen inszenierten Episode «Tod im Kiez» hängt viel vom Drehbuch Axel Hildebrands ab. Gehäuft führt es den Fernsehzuschauern die Schattenseiten des Hauptstadtlebens rund um die Potsdamer Straße vor: mit Transen-Strich und Sex-Bars, Ausländerkriminalität und zweifelhaften Politikern, verkommenen Hinterhöfen und gewaltsamer Gentrifizierung. All das bei oft derber Wortwahl gefilmt in eisgrauen Bildern eines winterstarren Straßen-Labyrinths. Jedoch geht es dabei so oberflächlich und plakativ zu, wie sich vielleicht Klein Fritzchen das Laster im Sündenbabel vorstellen dürfte. Keineswegs ist hier echte Atmosphäre kennenzulernen und Menschen, deren Innenleben näher beleuchtet werden. Krimifans sollten nach einem derart überspannten und deshalb langweiligen Einstieg wohl vor allem neugierig sein, wie es weitergehen mag mit diesem Ermittler-Ehepaar.

Aus deren von Missverständnissen geprägter Privatsphäre ist im Übrigen manches zu erfahren: Das reicht vom bis dato unerfüllten Kinderwunsch bis zum wuscheligen Hündchen als Nachwuchsersatz, das mit eifrigem Rammeln auf einem Quietschtier im fertig eingerichteten Kinderzimmer für einen der heiter gemeinten Momente im Krimigeschehen sorgt. Zur beruflichen Crew von «Herr und Frau Bulle» gehören der bodenständige junge Polizist Kevin Lukowski (Tim Kalhof) und die erfahrene hintergründige Rechercheurin Diane Springer (Birge Schade). Sie alle werden auf einen Mord angesetzt, bei dem die Leiche einer Prostituierten ausgerechnet im Klavier jenes Erotik-Clubs auftaucht, in den Heiko seine Yvonne zu einem ganz besonderen Abend zu zweit eingeladen hat.

«Sie sind der beste Fall-Analytiker, den wir haben. Sie übernehmen den Fall. Und ziehen Sie sich was anderes an, ja?», raunzt Kriminaldirektor Pede noch seinen bedeppert dreinblickenden Mitarbeiter an. Bald stellt sich heraus, dass das Opfer ein «Er» war. «Angleichungsoperation», analysiert Heiko Wills messerscharf. Seltsam nur, dass sein Chef das Team nach einem Gespräch mit dem Innensenator, das er zufällig beobachtet hat, von dem Fall wieder abzieht. Doch die Vier arbeiten trotzdem weiter – heimlich, vom idyllisch gelegenen Wills-Bungalow aus. Eines Tages baumelt eine Leiche von einer Bahnüberführung – es soll nicht die letzte gewesen sein. Araber, Russen, Asiaten und Rocker haben auf dem Kiez ihre Geschäftsfelder gefunden – wer steckt hinter den Morden?

Selbst der alte Rocker «Onkel Mike» (Hoenig) und sein Sohn Enrico (Lukas) halten sich gegenüber der ihnen vertrauten «Frau Bulle» auffällig bedeckt. Und dann taucht noch ein maskuliner Däne auf, der sich um die attraktive Kommissarin bemüht. Was sind seine Motive?

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