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Kultur - 06.11.2018

Jubiläum: Metallica: 30 Jahre «…And Justice For All»

Vor 30 Jahren veröffentlichen Metallica ihr viertes Studio-Album …And Justice For All. Mit dem Werk gelingt der erfolgreichsten Metalband der Welt endgültig der Vorstoß in den Mainstream. Zum Jubiläum gibt es eine Neuauflage. Vor allem die Deluxe-Box hat es in sich.

Metallica touren nächstes Jahr durch Deutschland: Sie spielen in Köln, Berlin, München und Mannheim. Foto: Oliver Berg

Kirk Hammett sitzt vor der opulenten Deluxe-Box des remasterten

Metallica-Albums «…And Justice For All» und freut sich wie ein Kind beim Geschenke-Auspacken. Mit prüfendem Kennerblick mustert der Leadgitarrist der erfolgreichsten Heavy-Metal-Band der Welt den umfangreichen Inhalt dieses Schmuckkästchens.

Zum 30-jährigen Jubiläum ihres vierten Studioalbums haben die Amis für die überarbeitete Neuauflage alle Register gezogen: elf CDs, sechs LPs und 4 DVDs samt Download-Codes. Auf den Tonträgern befindet sich rares Bonusmaterial, Live-Aufnahmen der damaligen «Damages Justice»-Tour und Interviews. Dazu gibt’s ein 120-seitiges Buch mit Geschichten rund um die Album-Aufnahmen und noch nie veröffentlichte Fotos, ein Druck des Artwork-Künstlers Pushead und für die Kuttenträger unter den Fans ein Aufnäher-Set.

Hammett entweicht nicht nur einmal ein entzücktes «Yeah» oder «Wow». Die Begeisterung scheint nicht gespielt zu sein. Beim Durchblättern des Buches mit den vielen Bildern des bekannten Bandfotografen Ross Halfin kommen beim mittlerweile angegrauten Lockenkopf Erinnerungen an das Jahr 1988 zurück. Am 7. September veröffentlichten Metallica «…And Justice For All».

Mit dem Nachfolger des Meisterwerkes «Master of Puppets» stieß das Quartett endgültig in den Mainstream vor. Die Scheibe knackte die Top-Ten der US-Charts, mit dem Video zum epischen Antikriegs-Song «One» gewann die Band zum ersten Mal einen Grammy. Den kommerziellen Höhenflug des Black-Albums erreichte das Werk zwar nicht. Doch mit über acht Millionen verkauften Einheiten allein in den USA steht es im bandinternen Verkaufsranking an Nummer zwei.

Die Platte mit der Justitia auf dem Cover bedeutete für Metallica bei allem Erfolg eine schmerzliche Zäsur. Es war die erste Veröffentlichung ohne ihren heimlichen Mastermind Cliff Burton. Zwei Jahre zuvor starb der Bassist am 27. September 1986 bei einem Busunfall auf tragische Weise.

Um den Schock und Schmerz über den Tod des Freundes zu betäuben, stürzte sich die Band in die Arbeit. «Wir entschieden, dass es für uns das beste sein wird, wenn wir einfach weitermachen», sagte Schlagzeuger Lars Ulrich. Ein Ersatzmann für die Ikone Burton wurde schnell gefunden: Der Bandfreund und Metal-Blade-Gründer Brian Slagel empfahl Metallica Jason Newsted von der Thrashband Flotsam and Jetsam.

An Newstadt lag es nicht, dass Metallica ohne ihren musikalischen Leader Burton in den Augen vieler Fans etwas vom Weg abkamen. Die kontrovers diskutierten Kompositionen auf «…And Justice For All» weisen eine nie dagewesene Komplexität und schwer verdauliche Verschachtelung auf. In den ultralangen Songs befinden sich unzählige Riffs. Der schnelle Opener «Blackened» und das flotte Schlussstück «Dyers Eve» gehören noch zu den kürzeren Stücken. Kein Wunder, dass sich live nur «Harvester Of Sorrow» und der Superhit «One» durchgesetzt haben.

Schlecht ist das Album aber keineswegs. Der Sound des letztmals von Flemming Rasmussen produzierten Werkes sorgte indes bei nicht wenigen Rezensenten und Fans für Kopfschütteln. Ulrichs Drums klingen merkwürdig dünn, aber vor allem der kaum wahrnehmbare Bass von Neuling Newsted ist eine Frechheit.

Wie sich später herausgestellte, sollen die Bandköpfe

Ulrich und Hetfield den Album-Mixer Steve Thompson dazu angehalten haben, Newsteds Bass-Spuren ganz in den Hintergrund zu mischen. Angeblich, weil die Bassparts zu sehr auf der gleichen Frequenz gelegen hätten wie Hetfields Rhythmus-Gitarre. Wie auch immer- einen Gefallen hat sich die Band und vor allem dem armen Newsted nicht damit gemacht.

Der Neue hatte es als Burton-Nachfolger im Bandgefüge ohnehin schwer. Er erlangte nie die Akzeptanz seines übergroßen Vorgängers und fühlte sich stets als Außenseiter. Die Geschichte mit dem Basssound passte daher ins Bild. «Ich war so enttäuscht, als ich den finalen Mix der Platte gehört habe», gab er Jahre später zu: «Ich kann gar nicht sagen, wie viel Kummer ich wegen des Albums ertragen musste.»

Für die Neuauflage erhoffen sich nun viele Fans, eine soundtechnische Aufwertung. Laut der Presse-Mitteilung setzten Metallica «auf die derzeit bestmögliche Klangqualität». Greg Fildman, der bereits das zurückliegende Studio-Album «Hardwired…To Self-Destruct» betreut hatte, sollte das Re-Release klanglich optimieren. Das Ergebnis fällt indes wenig tiefgreifend aus. Der Sound ist etwas druckvoller, der Bass eine Idee spürbarer geworden. Um ein generell gutes Album von seinem größten Makel zu befreien, ist dies freilich zu wenig.

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