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Kultur - 23.11.2018

Jan Böhmermanns krampfige Versöhnung mit Max Giesinger

Es war eine merkwürdige Begegnung: Max Giesinger und Jan Böhmermann feierten im „Neo Magazin Royale“ Versöhnung. Dabei wollte der Satiriker in der entscheidenden Frage gar nichts zurücknehmen.

Max Giesinger war am Donnerstag zu Gast bei Jan Böhmermann im „Neo Magazin Royale“.

„Er ist mir nicht bloß stetiger Quell der Inspriration, sondern auch seit vielen Jahren ein treuer Wegbegleiter, ein enger Vertrauter und Freund.“ Mit diesen Worten kündigte Jan Böhmermann am Donnerstag im „Neo Magazin Royale“ einen ganz besonderen Gast an: „Bitte begrüßen Sie mit mir meinen musikalischen Mentor: Max Giesinger.“

Während der Sänger die Bühne betrat, erklang „Menschen Leben Tanzen Welt“ – jener Song, den Böhmermann vergangenes Jahr veröffentlicht hatte, um zu demonstrieren, wie billig deutsche Popmusik hergestellt wird. Musik von Künstlern wie eben Max Giesinger. Der stand im Mittelpunkt eines vernichtenden Beitrags, in dem der Moderator gründlich mit der Musikbranche abrechnete und viele Songs als seelenlose Industrie-Produkte brandmarkte.

Jan Böhmermann hat Max Giesinger zugesetzt

„Es ist dieser Schreibtisch, an dem ich mal eine ganze halbe Stunde über dich gesprochen habe“, begrüßte der Moderator am Donnerstagabend seinen Gast, und kam gleich auf das heikle Thema zu sprechen. 

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Max Giesinger und das Böhmermann-Dilemma: entweder geliebt oder gehasst

Giesinger beschrieb, wie er im vergangenen April von Böhmermanns vernichtendem Beitrag erfahren hat. Zunächst nämlich gar nicht. Er sei gegen zehn ins Bett gegangen und habe das Telefon ausgeschaltet. Am nächsten Morgen hatte er 35 Nachrichten auf seinem Handy. Darunter eine von Mark Forster, der schlicht „Aua“ schrieb.

Gleichzeitig gab der Künstler zu, wie sehr ihm der Beitrag zugesetzt habe: „Ich verstellt mich nicht, deswegen haben mich die ganzen Kommentare danach auch etwas verletzt“, sagte Giesinger. Dass er als Marionette der Plattenfirmen dargestellt wurde, will er nicht auf sich sitzen lassen: „Ich schreib die Songs mit. Dass komplett aberkannt zu bekommen, nachdem man 200 Stunden im Studio saß, dass hat mir schon ein bisschen weh getan.“

Max Giesinger lobt „Menschen Leben Tanzen Welt“

Jan Böhmermann fühlte sich angesichts dieser schmerzhaften Schilderungen sichtlich unwohl. Es tat ihm auf der einen Seite leid,  und er betonte, seine Häme sei nicht persönlich gemeint gewesen. Auf der anderen Seite machte er klar, dass er inhaltlich nichts zurücknimmt. „Klar, ich würde mir wünschen, dass du andere Sachen beruflich machen würdest als Musik.“

Es hatte also durchaus etwas Krampfiges, wie die beiden einander versuchten, ihre Sympathien zu erklären: „Ich find dich ja wahnsinnig nett“, sagte der Satiriker, „Ich find dich auch nett“, antwortete brav der Gast. Als Max Giesinger dann auch noch „Menschen Leben Tanzen Welt“ als „gut geschriebenen Song“ lobte, den er auch schon mal unter der Dusche gesungen habe, wurde es Böhmermann zu viel der Annäherung.

Weitere Versöhnungen geplant

„Die Ironieebene hat sich vermischt mit der Wirklichkeit“, stellte er resigniert fest. Das fasst das Dilemma der Sendung gut zusammen. Denn so ganz klar war nicht, was der Besuch sollte. Schließlich hat Böhmermann Max Giesinger nicht als Menschen angegriffen, insofern ist auf der persönlichen Ebene nichts auszuräumen. Gleichzeitig beharrte der Satiriker auf der künstlerischen Kritik. Geändert hat sich also gar nichts.

Böhmermann schien jedoch an dem Gedanken gefallen gefunden zu haben, sich mit seinen Kontrahenten zu versöhnen. „Wir müssen die Gräben wieder zuschütten“, sagte er, und verriet, wen er im Visier hat. Nein, der türkische Präsident Erdogan ist es nicht. „Als nächstes reiche ich Campino die Hand.“

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