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Kultur - 19.12.2018

Horseman Pass By: Haggren Gravlund, Yeats und das perfekte Winter-Album

Das Popmusikjahr 2018 ist praktisch ‚rum – da kommt noch einmal ein Album, das sich in die Bestenlisten einreihen lässt: die wunderschöne Yeats-Vertonung des schwedischen Folk-Projekts Haggren Gravlund.

Haggren Gravlund strahlen Wärme und Gelassenheit aus. Foto: Catharina Sigala

Ein nobler Pferdekopf ziert das Cover des Albums «Horseman Pass By» von Gustav Sigala Haggren und Peder Gravlund aus dem südschwedischen Malmö. Und ebenso stolz und erhaben klingt auch ihre Musik.

Die 14 Lieder – oder Gedichte, aber dazu später mehr – des als Haggren Gravlund abgekürzten Duos oszillieren zwischen zarten Folk-Balladen, Singer-Songwriter-Pop und Midtempo-Rockmusik. Haggren ist für Gitarre, Bass, Mandoline und Percussion zuständig, Gravlund für Gitarre und Piano. Zudem sind beide sehr gute, sehr unterschiedliche Sänger – ein gravitätischer Bariton neben einer helleren, dünneren Stimme. Kontrast und Ergänzung zugleich.

Das Ende November auf dem feinen kleinen Label Stargazer Records erschienene «Horseman Pass By» ist nun aber keineswegs ein spartanisches Duo-Album, sondern meist mit einer Reihe schwedischer Gastmusiker an Cello, Geige und Blasinstrumenten ausgepolstert. Zum Vergleich lassen sich Chris Eckman mit den Walkabouts, die Tindersticks, der schwedische Landsmann Christian Kjellvander oder die Slowcore-Idole Low heranziehen, auch die Balladen von Nick Cave kommen zeitweise in den Sinn.

Die von Haggren Gravlund erzeugten prächtigen Klanggemälde sind schon etwas ganz Besonderes – die Texte erst recht. Die beiden Schweden haben sich Gedichte des irischen Schriftstellers William Butler Yeats (1865-1939), des Literatur-Nobelpreisträgers von 1923, vorgenommen und daraus mit eigenen Kompositionen stimmige, harmonietrunkene Songs entwickelt.

«Horseman Pass By» ist ein Langzeitprojekt. Während eines Dublin-Aufenthalts der beiden Freunde Anfang der Nuller-Jahre wurde die Idee geboren, als reife Männer haben sie nun endlich eine Platte daraus gemacht, nach langen Pausen und trotz zahlreicher biografischer Hindernisse.

Es lohnt sich bei diesem meisterlichen Album kaum, einzelne Songs hervorzuheben. Ein Lied fließt ins andere, alles ergibt perfekte Ordnung und Sinn, Füllmaterial findet sich hier ohnehin nicht. In seiner Gelassenheit und Wärme ist dies auch eine ganz wunderbare Winter-Platte: Fenster und Türen zu, eine Tasse Tee oder Glühwein auf den Tisch, und dann «Horseman Pass By» auflegen – das passt.

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