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Kultur - 18.12.2018

„Bares für Rares“: Horst Lichter im stern-Interview

Seit fünf Jahren moderiert er die Trödelshow „Bares für Rares“. Im Interview mit dem stern spricht Horst Lichter über seinen größten Fan, sein Lieblingsobjekt – und seine Antwort an die Kritiker.

Herr Lichter, Lukas Podolski ist ein „Bares für Rares“-Fan. Wussten Sie, dass er Ihre Show sieht?

Er hat ein Foto davon auf veröffentlicht. Ich musste sehr schmunzeln, als ich das gesehen habe. Dass Poldi „Bares für Rares“-Fan ist, wusste ich, aber dass er sogar in Japan guckt, war mir neu. Ein Sensatiönchen.

Der wäre doch ein Kandidat für die 20.15-Uhr-Ausgaben von „Bares für Rares“, an der auch Prominente teilnehmen.

Er darf sich gerne melden. Voraussetzung ist aber, dass er eine Rarität in seinem Keller hat, die er bei uns verkaufen möchte. Meine Redaktion und ich legen sehr großen Wert darauf, dass alles echt ist. Die Gegenstände, die unsere Promis mitbringen, gehören tatsächlich ihnen. Viele fragen mich: ‚Horst, kann ich nicht mal in deine Show kommen.‘ Wenn ich sie dann frage, was sie mitbringen möchten, schauen sie mich verwundert an. Die denken, wir stellen die Gegenstände, doch das ist falsch.

Am 19. Dezember gibt es wieder eine Ausgabe zur Primetime, dieses Mal mit Anna Thalbach und ihrer Tochter Nellie. Was bringen die mit?

Ich weiß gar nicht, ob ich das schon verraten darf, aber ich tu’s einfach: Es wird ein alter Spielautomat sein, der sich seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindet. Die beiden sind nicht nur hervorragende Schauspielerinnen, sondern auch Verkaufsgranaten. Das wird richtig gut.

Auch dann werden wieder bis zu sechs Millionen TV-Zuschauer einschalten – fast so viele wie beim Dschungelcamp. Was ist das Erfolgsgeheimnis von „Bares für Rares“?

Die Show ist wie eine warme Wolldecke, die sich um einen schmiegt. Wir erzählen im Acht-Minuten-Takt ehrliche Geschichten, in denen es nicht nur um Trödel, sondern vor allem um Menschen geht. Auch ich schaue Dschungelcamp, doch freiwillig dorthin gehen würde ich niemals. Bei „Bares für Rares“ wird niemand vorgeführt, es wird niemand verulkt, es wird jeder ernst genommen.

Kritiker werfen Ihnen vor, die Show laufe immer gleich ab.

Egal was ich im Leben gemacht habe und wie erfolgreich es war, es gab immer Kritiker. Denen sage ich: Das Fernsehen ist die größte Demokratie. Wer eine Sendung nicht mag, kann jederzeit um- oder abschalten. Na klar wiederholt sich der Ablauf. Das ist nicht anders möglich bei 250 Shows im Jahr. 

Wissen Sie was mich an der Show ärgert? Wenn Sie die Verkäufer vom Expertentisch in den Händlerraum schicken, dann drehen Sie sich meist zu Sven Deutschmanek oder Heide Rezepa-Zabel um. Es sieht dann so aus, als würden Sie sich weiter unterhalten, doch stattdessen bekomme ich den immer gleichen Satz zu hören, was sich die Verkäufer im Händlerraum versprechen.

Klar unterhalte ich mich in diesem Moment mit den Experten. Und ich habe schon vorgeschlagen, unser Gespräch zu zeigen. Doch die Redakteure ließen sich nicht überzeugen.

Sie könnten das doch einfach ändern. Sie sind der Boss.

Nein, so sehe ich das nicht. Wir verstehen uns alle wahnsinnig gut, ich durfte das Team mit auswählen und habe sehr viel Spaß an der Zusammenarbeit. Die freuen sich alle, wenn sie mich sehen. Ich habe auch schon Jahre in der Fabrik gearbeitet, da hat sich keiner gefreut, dass ich da war. Wenn ich knallharte Ansagen machen würde, wäre das nicht wertschätzend. So arbeiten wir nicht zusammen. 

Sind Sie privat mit den Händlern und Experten befreundet?

Freundschaft wäre vielleicht zu viel gesagt. Aber ich habe alle zu meinem Geburtstag eingeladen. Das habe ich bei TV-Produktionen, die ich davor gedreht habe, nie gemacht. Wir mögen uns alle sehr.

Die Show lebt auch davon, dass Zuschauer Kuriositäten zu „Bares für Rares“ bringen. Ich erinnere mich an ein Vasenradio. Was ist Ihnen in am meisten in Erinnerung geblieben?

Die Seifenblasenmaschine. Ein irres Ding, das ein Künstler entworfen hatte. Der hatte es seinerzeit für 50.000 Mark verkauft, doch im Gegensatz zu anderen Kunstwerken gab es keine Wertsteigerung – im Gegenteil. Es war nur noch 2500 Euro wert. Die Verkäufer hatten sich trotzdem gefreut, denn sie hatten das Teil geschenkt bekommen.

Viele Verkäufer werden in ihrer Show auch enttäuscht, zum Beispiel wenn Schmuck nur noch den Materialwert und damit ein Bruchteil des einstigen Kaufpreises erzielt. Wie gehen Sie damit um?

Ich rede mit allen meinen Gästen vorher und sage ihnen, dass sie nicht verkaufen müssen, nur weil sie jetzt im Fernsehen sind. Oft hilft es, wenn ich erkläre, dass der Verlust, den sie machen, wie eine Miete für 20 Jahre Freude an dem Objekt ist. Das tröstet viele.

Hat sich Ihre Einstellung zum Konsum durch die Show geändert?

Sehr sogar. Ich hinterfrage den Wert einer Sache mehr und achte auf Materialien. 

Welchen Gegenstand bei „Bares für Rares“ hätten Sie selbst gerne gekauft?

Als Auto-Sammler natürlich den Borgward. Der war ein echtes Schätzchen.

Ich stelle mir Ihre Wohnung wie eine Sammlung von „Bares für Rares“-Gegenständen vor, überall Antiquitäten und Raritäten. Liege ich richtig?

Sie würden sich wundern, genau wie fast alle meine Gäste. Meine Frau und ich sind eher modern eingerichtet. Das heißt nicht, dass es bei uns ungemütlich ist – im Gegenteil. Aber wir sind beides keine Fans von zu viel Gedöns. Ich liebe alte Dinge, aber kein Gerümpel.

Duzen Sie eigentlich alle, die in die Sendung kommen?

Nein. Ich kläre vorher ab, ob das in Ordnung ist, damit ich niemanden an die Wand duze.

Wie oft werden Sie auf der Straße gefragt, ob Sie nicht kurz eine Uhr oder ein Schmuckstück schätzen können?

Das kommt ständig vor. Selbst Freunde fragen mich das. Ich erkläre dann immer, dass ich selbst ja gar keine Ahnung davon habe. Die Zuschauer sehen ja auch in der Show, wie oft ich daneben liege. Doch ich bin eben der „Trödel-Onkel“.

Nervt sie das manchmal?

Nein, denn „Bares für Rares“ ist meine Erfüllung. Wenn ich keine Freude daran hätte, würde ich sofort aufhören. Das ist auch Teil meines Lebensmottos. Ich bin immer freundlich und begegne anderen mit Respekt, dann kommt auch was zurück. Menschen, die mich nicht kennen, wundern sich oft. Wenn ich zum Beispiel mit der Bahn fahre, grüße ich in den Waggon. Viele gucken mich dann verwundert an, als hätten sie ein Gespenst gesehen.

Sie grüßen in den Waggon? Dann weiß ja jeder, dass dort jetzt Horst Lichter mitfährt. Die meisten Promis würden sich nach hinten verkriechen, damit sie nicht erkannt werden.

Das verstehe ich nicht. Die sollten sich dann vielleicht einen anderen Beruf suchen. Wenn ich ins Fernsehen gehe, mache ich das doch auch, um bekannt zu werden. Also muss ich mit der Konsequenz leben, in der Öffentlichkeit zu stehen. Das heißt nicht, dass ich alles aus meinem Privatleben preisgebe. 

Ihr Buch, das Sie 2017 veröffentlicht haben, heißt „Keine Zeit für Arschlöcher“. Wen meinen Sie damit?

Ich bin ein harmoniesüchtiger Mensch und möchte mich nur mit Personen umgeben, die mir Freude bereiten. Ich sage allen, die unglücklich sind: Ändere was, du bist der Herr deines Lebens. Es gibt aber auch Situationen, die lassen sich nicht ändern. Ein Beispiel: Ich fahre jeden Tag von Köln nach Pulheim und stehe jeden Morgen im Stau. Daran kann ich in dem Moment nix machen. Wenn ich in die Gesichter der anderen Autofahrer gucke, dann regen die sich unheimlich auf. Ich winke denen dann immer fröhlich zu. Inzwischen kenne ich einige sogar, denn wir fahren ja immer zur gleichen Zeit. Ein paar winken dann zurück. Die haben begriffen, was ich meine. Ich muss im Leben auch Dinge akzeptieren, wie sie sind – ohne zum Arschloch zu werden.

Im kommenden Jahr haben Sie ein neues Projekt geplant: Sie gehen mit einem Live-Programm auf Tour. Geht es da auch um Trödel?

Nein, die Tour heißt „Herr Lichter sucht das Glück!“ und es geht um meine ungewöhnlichen Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Art und meine Einstellung zum Leben. Ich freue mich sehr auf die Tour, denn bei „Bares für Rares“ fehlt mir der Kontakt zum Publikum. Das gibt es ja nur in den Spezialausgaben. Ich würde mir wünschen, dass meine Zuschauer am Ende des Abends mit einer positiven Einstellung nach Hause gehen. 

Günther Jauch ist das Aushängeschild von „Wer wird Millionär?“, Sie für „Bares für Rares“. Jauch feiert im kommenden Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Wie lange haben Sie vor, die Show zu machen?

Der Vergleich ehrt mich. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aufzuhören. Solange mir die Show Freude macht und die Zuschauer mich sehen wollen, mache ich das.

Das ZDF zeigt „Bares für Rares“ am Mittwoch, 19. Dezember, ab 20.15 Uhr.

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