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Kultur - 17.11.2018

Bambi-Show mit einem humorvollen Gottschalk und Preise für die Stars

Beim „Bambi“ waren die lustigsten Momente die, in denen die Technik versagte. Und es zeigte sich: Werden Männer als sexy bezeichnet, denken sie schnell mal an Mutti.

Mit technischen Pannen hatte die 70. Bambi-Verleihung zu kämpfen. Gottschalk konterte mit Humor.

70 Jahre „Bambi“. Seit 70 Jahren wird dieses Rehkitz an Menschen aus der Medienbranche verliehen, und an ein paar wenige, die sich für andere einsetzen. Jedes Jahr gibt es diese Show, man möchte also meinen, die Macher hätten genug Wissen, um aus der Preisverleihung irgendwie mehr rauszuholen. Denn nichts ist langweiliger als die immer gleiche Mischung aus Filmstars, Gesang und einstudierten Lobesreden. Sie, also die Macher, hätten sich auch kein wirklich neues Konzept ausdenken müssen. Denn bei der gestrigen Verleihung wurde klar: Wenn Menschen spontan agieren müssen, dann kann das ziemlich lustig werden.

Zum einen war das Edin Hasanović, der eine Laudatio auf Penelope Cruz halten sollte. Der Telepromoter, von dem er seinen Text ablesen sollte, fiel aus. Angeblich wurde er erst kurz vor der Verleihung überhaupt angefragt, so dass er sich die Lobhudelei auch nicht wirklich eingeprägt hatte. Die Karten in seiner Hand waren nicht beschriftet. „Jetzt muss ich das hier gekonnt retten“ gab er zu und stotterte sich durch das filmische Schaffen Cruz‘. Und doch, er machte das gut. Besser, fröhlicher und lustiger als der vorgegebene Text es wohl vermocht hätte. Hätte er vollkommen frei über die Schauspielerin erzählen dürfen, statt nur Filmausschnitte anzumoderieren, es wäre sicher noch lustiger geworden. Vielleicht wird Hasanović in ein paar Jahrem dem Meister der Improvisation, Thomas Gottschalk, Konkurrenz machen.

Von Michael Jackson bis Bushido:
Pannen und Eklats bei der Bambi-Verleihung

Dieser Bambi sorgt bis heute für Kopfschütteln: 2011 bekam Bushido von Peter Maffay die Trophäe in der Kategorie „Integration“ überreicht. Noch während der Preisverleihung gab es Kritik. So sagte Peter Plate von Rosenstolz in seiner eigenen Dankesrede: „Jemanden, der frauenfeindliche, menschenverachtende Texte gesungen hat, so einen Musiker auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt.“ Aus Protest gab Heino seinen 1990 errungenen Bambi zurück. Und vier Wochen nach der Verleihung distanzierte sich auch Maffay von Bushido: „Ich hatte die große Hoffnung, dass er sich von seiner Vergangenheit distanzieren würde und somit zum Motor wird für viele andere, die ihm zuhören. Leider habe ich mich in ihm getäuscht.“

 

Gottschalk und die Loren, oder: „non capisce niente“

Thomas Gottschalk trat mit Sophia Loren auf die Bühne, wollte sie zu verschiedenen Stationen ihres Lebens befragen und hatte nicht damit gerechnet, dass die Technik ihren Job nicht einwandfrei erledigte. Die Loren sprach, statt mit Gottschalk, mit der Übersetzerin und herrschte ihn irgendwann an, doch endlich mal ruhig zu sein. So antwortete sie auf die Frage Gottschalks, ob die jungen Menschen denn überhaupt noch wüssten, wer sie sei, empört: „Wer sollte sich nicht an mich erinnern?“ Zu ihrer Verteidigung sei gesagt: Auch da hatte die Übersetzung wieder nicht so recht funktioniert. Thomas Gottschalk rettete charmant die Situation, bat am Ende sogar das Publikum um Hilfe, um Sophia Loren Antworten zu entlocken. Gottschalk, selbst mehrfacher „Bambi“gewinner, hat eine schwere Woche hinter sich. Seine Villa in Malibu fiel den verheerenden Feuern zum Opfer, er bedauerte, dass persönliche Besitztümer unwiederbringlich verloren sind. „Früher war ich herbstblond, heute aschblond“, gab er sich selbstironisch. Irritierenderweise kam plötzlich Liv Tyler auf die Bühne um ihm einen Sonderpreis-Bambi zu überreichen. Ob der jetzt „reycycled“ sei, wollte Gottschalk noch wissen. Die Antwort blieb aus, sicher aber wird auch der Moderator keinen Preis dafür bekommen, dass sein Zuhause abgebrannt ist.

Unsere Erde und Zwillinge, die an Eisbärfamilien denken

Zwei Umweltaktivisten bekamen den Bambi für „Unsere Erde“. Der eine, Johan Ernst Nilson, hielt eine flammende Rede für den Klimaschutz und wieso wir uns jetzt damit befassen müssen. Die Anwesenden wirkten davon zu tiefest gelangweilt. Als der zweite Preisträger, Sebastian Copeland, nicht nur sein Unverständnis über die Rodung des Hambacher Forstes zum Ausdruck brachte, sondern auch anmerkte, dass „Shareholder Value“ nicht der wichtigste Wert sei klatschten viele. Christian Lindner (FDP) schaute, sicherlich rein zufällig, betreten zur Seite. Die Anmoderation dieser beiden Aktivisten war ein Grund zum Fremdschämen. Lisa und Lena, zwei 16-jährige Influencerinnen erklärten, dass sie „nicht immer, aber manchmal“ an die Umwelt dachten. Und, dass auch „Eisbären eine Familie haben“. Ja, die zwei sind erst 16 Jahre alt. Aber nicht alles, was man in dem Alter denkt, sollte dann auch in eine Moderation einfließen.

Eine Verleihung für Mutti

Ein Rätsel konnte während der Verleihung nicht geklärt werden. Anfänglich erklärte Florian Silbereisen, dass er dieses Jahr allein durch die Show führen würde, Barbara Schöneberger sei kurzfristig verhindert. Im Laufe des Abends schien dann auch Silbereisen verhindert, denn an seiner statt übernahm Kai Pflaume einige Zwischen- und schließlich auch die Abmoderation. Kein Wort zum Verbleib des Volksmusikers.

Was die „Bambi“- Verleihung jünger machen soll, ich erinnere noch mal an die 70-jährige Tradition, sind natürlich auch die jungen Menschen, die dort ausgezeichnet werden. Vielleicht sollte aber doch überlegt werden, ob Promis wie Mark Forster, der sich darüber freute, dass der Bambi ein Preis ist, „wo ich meine Mutter mitnehmen kann, die kennt dann alle“, wirklich die richtigen Preisträger sind. Von Dankbarkeit ist bei: „Den Preis schenk ich meiner Mama, die freut sich darüber“ nicht viel zu spüren. Wichtiger schien ohnehin zu sein die Follower wissen zu lassen, dass man dabei ist. Das „wo“ ist ja in der Medienwelt oft weniger entscheidend als überhaupt dabei zu sein. Und wenn es eben die Verleihung eines Rehkitzes ist, das schon siebzig Jahre auf dem Buckel hat.

Was auch nie alt wird, das Spiel zwischen Mann und Frau. In diesem Jahr waren es vor allem die Frauen, allen voran Lena Gercke und Ruth Moschner, die in ihren Reden die Geehrten Mark Forster und Luke Mockridge auf ihre Sexiness ansprachen. Der eine sei besonders humorvoll und könne über sich selbst lachen, der andere sei nicht nur lustig, sondern sehe auch noch gut aus. Bei beiden Männern fiel die Dankesrede dann besonders humorlos aus, und beide dachten an ihre Mütter. Wenn der „Bambi“ ein Preis für Menschen mit einer Botschaft ist, was ist dann die der beiden Mitdreißiger? Dass sie Angst vor starken, selbstbewussten Frauen haben? Niemand möchte wohl die alten, vor siebzig Jahren geltenden Frauenbilder zurück. Daher der dringende Appell: Macht euch mal locker!

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