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Gesundheit - 06.11.2018

Was hinter dem Mythos „Männergrippe“ steckt

Nichts kann Männer umhauen – außer einer Erkältung: Schlägt die gefürchtete Männergrippe zu, ist guter Rat teuer. Foto: Christin Klose. (Quelle: Christin Klose./dpa)

Von vielen belächelt, von Betroffenen als schwerwiegend empfunden: die Männergrippe. Eine Buchautorin erklärt, was Frauen und Männer tun können, wenn er sich angesteckt hat.

Es ist das Grauen vieler Frauen: Der Mann bleibt zu Hause und ist erkrankt. Nicht etwa an einem grippalen Infekt. Nein, er brütet etwas aus, das im Volksmund manchmal als Männergrippe bezeichnet und verulkt wird.

Tagelang ist der Herr des Hauses damit außer Gefecht gesetzt. Er will betüddelt werden, aber nicht bevormundet. Und auf keinen Fall möchte er einen Arzt aufsuchen. Alles Quatsch? Lucinde Hutzenlaub und Anna Herzog haben ein Buch über den Mythos „Männergrippe“ geschrieben. In diesem – nicht immer ganz ernst gemeinten – Interview erklärt Lucinde Hutzenlaub, was hinter der Erkrankung stecken könnte und wie Frauen und Männer am besten mit dem Ausnahmezustand umgehen.

Warum ist ein Buch über Schnupfen speziell für Männer notwendig?

Lucinde Hutzenlaub: Schnupfen ist nicht gleich Schnupfen. Wir reden hier von Männergrippe, einer sehr speziellen Ausprägung der schnöden Erkältung. Bei der Recherche zu unserem Buch hat mir ein Mann gesagt, er würde lieber täglich eine Wurzelbehandlung ohne Narkose durchführen lassen, als nur einen Tag erkältet zu sein.

Ernsthaft?

Ja. Vielleicht lässt sich das durch unsere Vergangenheit erklären: Männer mussten als Jäger tapferer sein, wenn ihnen jemand ein Messer ins Bein gerammt hat. Aber Krankheiten, die von innen kommen und einen so systemisch lahmlegen, damit können sie anscheinend nicht so gut umgehen.

Woran könnte das liegen?

Zumindest was die Anfälligkeit für schlimme Erkältungen angeht, gibt es einen Erklärungsansatz. Frauen haben bekanntlich zwei X-Chromosomen, Männer ein X und ein Y. Da fällt ja schon beim Hinschauen auf: Das Y steht nicht so sicher wie das X. Klar also, dass Männer anfälliger sind für die gefährliche Männergrippe, oder? Spaß beiseite, tatsächlich haben Genetiker herausgefunden, dass sich auf den X-Chromosomen mehr Gene befinden, die fürs Immunsystem zuständig sind. Das könnte Frauen weniger anfällig machen. Hinzu kommt: Männer neigen nicht unbedingt zu exzessivem Händewaschen, Gemüseessen und Spazierengehen.

Unterscheidet sich denn auch der Infekt? Also erkranken Männer anders als Frauen?

Die Viren sind die gleichen, und die Nase funktioniert auch nicht anders als bei Frauen. Eine Männergrippe fühlt sich aber anders an. Eine laufende Nase kann den Mann durchaus auf die Couch werfen. Er empfindet das als höchst bedrohlich.

Was raten Sie Frauen – wie geht man mit diesem Zustand um?

Einfach in Ruhe lassen. Keine gut gemeinten Ratschläge geben, maximal eine Hühnersuppe anbieten. Das ist für beide Seiten das Beste.

Ärzte kritisieren ja mitunter, dass die Menschen lieber zu Medikamenten greifen, anstatt sich auszukurieren. Machen es Männergrippe-Geplagte also eigentlich richtig?

Klar, da können sich die Frauen etwas abschauen. Aus einer harmlosen Erkältung kann auch eine ernsthafte Erkrankung werden, allein schon, weil das Immunsystem geschwächt ist. Andererseits: Einer laufenden Nase oder leichtem Halskratzen muss man nicht so viel Raum geben. Aus meiner Sicht ein ganz guter Anhaltspunkt ist, wenn man denkt: „Ich müsste jetzt so ein Kombipräparat einwerfen, um den Tag bei der Arbeit zu überstehen.“ Da ist es gut zu sagen: „Ich mache das jetzt nicht, sondern gönne mir eine Pause.“ Das gilt für Männer wie für Frauen.

Und was können sich Männer von Frauen abschauen?

Vorbeugende Maßnahmen. Händewaschen zum Beispiel: vor dem Essen, nach dem Heimkommen, nach dem Toilettengang. Mehr Gemüse essen. Und anders Sport treiben: Statt sich total auszupowern und anschließend ein Bier zu trinken, hilft es dem Körper einfach mehr, kontinuierlich Bewegung in den Alltag einzubauen.

Wie unterscheidet man eine Männergrippe von einer tatsächlich gefährlichen Erkrankung?

Durch hohes Fieber. Erwachsene neigen nicht zu hohem Fieber. Da wird es brenzlig, und ein Arztbesuch ist unbedingt ratsam. Das Problem ist nur: Wenn es wirklich ernst wird, wollen Männer nicht zum Arzt. Dann wollen sie lieber allein in ihrem Bett sterben … (lacht)

Lucinde Hutzenlaub lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in der Nähe von Stuttgart. Sie schreibt Sachbücher, Romane und Jugendbücher. Mit Schnupfen hatte sie als Ehefrau und Mutter zwar schon häufiger zu tun – selbstverständlich sind die männlichen Mitglieder ihrer Familie aber noch nie an Männergrippe erkrankt.

Literatur: Dr. Anna Herzog & Lucinde Hutzenlaub: Männergrippe. Husten, Schnupfen, Heiserkeit und andere für Kerle lebensbedrohliche Zustände (Anzeige)

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