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Gesundheit - 18.02.2019

Vergesslichkeit: Warum intelligente Menschen oft schusselig sind

Ein Gedächnis wie ein Sieb ist im Alltag zwar nervig, aber nicht immer ein Grund zur Sorge. (Quelle: aldomurillo/Getty Images)

Mal wieder den Hausschlüssel vergessen, die Herdplatte angelassen oder das Password vergessen? Manchmal lässt uns das Gedächtnis im Stich, egal ob Alt oder Jung. Treten die Aussetzer nur gelegentlich auf, ist das kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Vergesslichkeit kann sogar ein Zeichen für Intelligenz sein, sagen kanadische Forscher. Doch welche Ursachen stecken hinter Gedächtnisstörungen und ab wann sind sie krankhaft?

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Vergesslichkeit hilft dem Gehirn, Prioritäten zu setzen

Auch wenn Vergesslichkeit lästig ist und unseren Alltag erschwert, erfüllt sie medizinisch gesehen eine wichtige Funktion. Sie hält dem Gehirn sozusagen den Rücken frei, während dieses aus einer Flut von Daten herausfiltert, welche Informationen wichtig sind. Informationen, die das Gehirn lange erhalten möchte, gelangen ins Langzeitgedächtnis. Was nur kurzfristig benötigt wird wie die Einkaufsliste oder der Ablageort der Lesebrille, wird vorübergehend im Kurzzeitgedächtnis verankert.

Wer viel vergisst, trifft bessere Entscheidungen

Für die kanadischen Hirnforscher Paul Frankland und Blake Richards von der University of Toronto ist Vergesslichkeit nicht nur ein Zeichen von Intelligenz, sondern bestimmt sogar, wie gut wir darin sind, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Ihre Aussagen stützen auf eine Studie, die sie im Fachmagazin „Neuron“ (7/2017) veröffentlichten. 

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Demnach können sich Menschen schneller an neue Situationen anpassen, wenn sie belanglose Dinge aus der Erinnerung „löschen“ und nebensächliche Details gedanklich schnell wieder loswerden. Das Paradebeispiel hierfür ist der zerstreute Professor. Unterm Strich heißt das, dass man neuen Erfahrungen leichter entgegen tritt und bessere Entscheidungen trifft, wenn man sich nicht jedes Detail aus der Vergangenheit eingeprägt hat.

Die Gedächtnisleistung unterliegt Schwankungen

Wie gut das Gedächtnis eines gesunden Menschen funktioniert, hängt generell von vielen Faktoren ab und ist von Schwankungen geprägt. Diese hängen mit der persönlicher Verfassung und Tagesform der jeweiligen Person zusammen. So tragen Stress, Müdigkeit, psychische Belastungen und körperliche Anstrengungen zu Konzentrationsproblemen bei, die häufig zu Vergesslichkeit führen.

In solchen Situationen treten Wortfindungsstörungen gehäuft auf, Termine werden vergessen oder Gegenstände verlegt. Diese Form der Gedächtnisschwäche, die überwiegend das Kurzzeitgedächtnis betrifft, ist jedoch in der Regel nur vorübergehend. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man ein schlechtes Gedächtnis trotzdem nicht. Denn Vergesslichkeit ist ein Symptom, hinter dem auch komplexe Krankheitsbilder stecken können. 

Wenn Vergesslichkeit zur Krankheit wird

Kommt es häufiger zu Gedächtnislücken, sollte die Ursache von einem Arzt abgeklärt werden. Bei jüngeren Menschen ist eine Demenz so gut wie ausgeschlossen. Laut Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft fallen weniger als zwei Prozent aller Demenzerkrankungen auf das Alter unter 65 Jahren.

Allerdings können andere Krankheiten der Grund für eine zunehmende Vergesslichkeit sein. So gehen Schilddrüsenstörungen und Erkrankungen des Zentralnervensystems wie Multiple Sklerose oder Parkinson häufig mit Vergesslichkeit und Gedächtnisproblemen einher.  Auch Depressionen und Angststörungen wirken sich negativ auf die Gedächtnisleistung aus und setzen die Konzentrationsfähigkeit herab. Das gleiche gilt bei Hormonstörungen, beispielsweise in den Wechseljahren. Ebenso können Alkohol, bestimmte Medikamente und Drogen zu verstärkter Vergesslichkeit führen. 

Die große Angst vor Alzheimer

Mit zunehmendem Alter fällt es Menschen immer schwerer, sich Dinge zu merken. Sie brauchen länger, um Neues zu lernen, verlieren in Gesprächen den Faden oder suchen nach Worten. Bis zu einem gewissen Grad sind Aussetzer und Gedächtnispannen bei Älteren völlig normal und Teil eines natürlichen Alterungsprozesses im Gehirn. Eine ausgewogene Ernährung, körperliche Bewegung und ein gezieltes Gedächtnistraining helfen den grauen Zellen oftmals auf die Sprünge.

Allerdings steigt mit zunehmendem Alter aber auch das Risiko für Alzheimer oder eine vaskuläre Demenz. Bei dieser ist die Durchblutung des Gehirns dauerhaft gestört und es kommt zu Schäden. Das Tückische ist, dass sich eine Demenz meist schleichend entwickelt und im Frühstadium oft unbemerkt bleibt. Offensichtlich wird sie erst, wenn zu der Vergesslichkeit noch Orientierungsprobleme kommen oder sich die Persönlichkeit verändert.  Eine pauschale Empfehlung, ab wann man sich bei Vergesslichkeit Sorgen machen und einen Arzt aufsuchen sollte, gibt es nicht. Im Zweifelsfall ist Vorsicht die bessere Alternative. Denn je eher eine Demenz erkannt wird, desto besser kann sie auch behandelt werden. 

Alzheimer-Tests: Diese Symptomen deuten auf eine Demenzerkrankung hin 

Im Alter werden Menschen zunehmend vergesslicher. Dahinter können Mangelerscheinungen, aber auch ernsthafte Krankheiten stecken. (Quelle: ozgurcankaya/Getty Images)

Altersvergesslichkeit kann viele Ursachen haben

Wenn der Arzt Alzheimer ausschließen konnte, geht die Ursachenforschung weiter. Ein häufiger Auslöser für nachlassende Gedächtnisleistung bei älteren Menschen sind Durchblutungsstörungen, die in Folge einer Arterienverkalkung auftreten. Sie können sich  negativ auf die Gedächtnisleistung auswirken, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Doch auch Vitamin- und Mineralstoffmangel, Bluthochdruck, ein schlecht eingestellter Diabetes oder Flüssigkeitsmangel führt bei Senioren nicht selten zu Gedächtnisproblemen. In seltenen Fällen stecken Gehirntumore und Entzündungen der Hirngefäße hinter Vergesslichkeit und zunehmendem geistigen Abbau. 

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