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Deutschland - 11.01.2019

Deutsche sorgen sich wegen Datenmissbrauchs

Die Veröffentlichung persönlicher Daten von Politikern und Prominenten durch einen jungen Hacker beunruhigt die Republik. Der jüngste ARD-Deutschlandtrend zeigt: Viele Bürger fürchten um ihre Sicherheit im Internet.

Die positive Nachricht vorweg: Den meisten Deutschen geht es gut – wirtschaftlich jedenfalls. Das geht aus dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend hervor, für den das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap in dieser Woche eine repräsentative Umfrage durchgeführt hat. Demnach empfinden rund acht von zehn Befragten die eigene finanzielle Lage als sehr gut oder gut.

Lediglich jeder Sechste stuft die eigene Situation als weniger gut oder schlecht ein. Darunter sind viele Ostdeutsche, Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss, Arbeiter sowie Anhänger der rechtspopulistischen AfD und vor allem der Linkspartei.

Die Sorge um die Daten

Große Einigkeit jenseits aller politischen Präferenzen zeigen die Deutschen, wenn es um die Sicherheit privater Daten im Internet geht. Die Sorge ist groß, dass es jedem so gehen könnte wie den knapp 1000 Politikern, Prominenten und Journalisten, die private, persönliche Daten, Fotos und Korrespondenz seit Dezember frei zugänglich im Internet wiederfanden. Der Täter: ein 20-jähriger aus Hessen.

Das gibt vielen Bürgern zu denken. Die Sicherheit im Internet ist noch einmal stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und das Problembewusstsein groß. Sechs von zehn Internetnutzern machen sich laut Deutschlandtrend sehr große oder große Sorgen um die Datensicherheit. Lediglich eine kleine Gruppe von vier Prozent macht sich keine Gedanken.

Bei der Nutzung vieler Dienste im Internet ist die Angabe persönlicher Daten erforderlich. Die Mehrzahl der Internetnutzer ist in diesem Punkt skeptisch. 60 Prozent verzichten lieber auf die Nutzung bestimmter Dienste, wenn hierfür die Angabe persönlicher Daten Voraussetzung ist. 37 Prozent nehmen hingegen in Kauf, dass persönliche Daten für die Nutzung erforderlich sind. Nur drei Prozent empfinden die Angabe persönlicher Daten im Internet als unproblematisch.

Die Jüngeren sind sorgloser

Die Bereitschaft zur Angabe persönlicher Daten für einzelne Dienste ist bei jüngeren Internetnutzern deutlich größer. Unter den jüngeren Bürgern bis 34 Jahren nimmt jeder Zweite die Angabe persönlicher Daten in Kauf, um bestimmte Dienste nutzen zu können – bei den über 65-jährigen ist es nicht einmal jeder Fünfte.

Immerhin 40 Prozent der Internetnutzer in Deutschland geben an, regelmäßig die Passwörter ihrer Online-Zugänge zu ändern, 90 Prozent öffnen nach eigenem Bekunden niemals E-Mail-Anhänge von unbekannten Absendern. 83 Prozent installieren nach eigenen Angaben regelmäßig Software-Updates auf Computern und Smartphones.

Überall Veränderungen

Nicht nur die digitalen Herausforderungen beunruhigen die Bürger, sondern auch kulturelle Veränderungen im Land. Im Deutschlandtrend stimmt jeder Zweite der Aussage zu, dass „Deutschland sich stärker verändert, als ich es gut finde“. Diese Skepsis ist bei AfD-Anhängern besonders stark verbreitet, aber auch knapp die Hälfte der Anhänger von Union, FDP und Linke sind dieser Meinung.

Rund die Hälfte der Befragten sorgt sich, dass „unsere Kultur in Deutschland nach und nach verloren geht“ und dass der Einfluss des Islam in Deutschland zu stark wird. Trotzdem sind 54 Prozent der Meinung, dass die Verhältnisse in Deutschland Anlass sind, stolz zu sein. Zwei Drittel finden, dass Staat und Verwaltung hierzulande insgesamt gut funktionieren. Allerdings sind 82 Prozent der Auffassung, dass sich die Bundesregierung in vielen Fragen nicht gegen die Macht der Wirtschaft durchsetzen kann.

Keine guten Noten für die Politik

Ohnehin sind weiterhin viele Bürger unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung. 65 Prozent der im Deutschlandtrend befragten Wahlberechtigten geben an, weniger oder gar nicht zufrieden mit der großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel zu sein. Nur ein gutes Drittel der Wahlberechtigten ist mit der Arbeit der Koalition sehr zufrieden oder zufrieden.

Wie üblich hat infratest dimap auch im Januar die Zufriedenheit mit einzelnen Politikern abgefragt. Angela Merkel landet in diesem Monat auf Platz eins der Liste, mit ihrer Arbeit sind 56 Prozent der Befragten zufrieden. Auf Platz zwei kommt die neue CDU-Vorsitzende und Merkel-Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die sich damit deutlich nach vorne geschoben hat.

Ihr folgt SPD-Finanzminister Olaf Scholz (43 Prozent), CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (42 Prozent) und der sozialdemokratische Außenminister Heiko Maas (40 Prozent). Die SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles muss sich weiterhin mit dem zweitschlechtesten Wert im ARD-Deutschlandtrend zufrieden geben (25 Prozent).

Wenig Bewegung bei der Sonntagsfrage

Ähnlich wie bei der Bewertung der Regierungsarbeit stagniert auch in der politischen Stimmung der Rückhalt für die Regierungsparteien. Wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre, würden CDU/CSU und SPD wie im Vormonat zusammen einen Wähleranteil von 44 Prozent erreichen. Damit hätten sie keine Mehrheit.

Die Union könnte derzeit mit 29 Prozent rechnen, ein leichtes Minus von einem Punkt im Vergleich zu Anfang Dezember. Die SPD verbessert sich um einen Punkt auf nun 15 Prozent. Zweitstärkste Kraft sind weiterhin die Grünen mit unverändert 20 Prozent. Für die AfD würden sich wie vor vier Wochen 14 Prozent entscheiden. Um einen Prozent zulegen können sowohl die FDP als auch die Linke, die mit jeweils neun Prozent gleichauf lägen.

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