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Deutschland - 12.05.2019

70 Jahre nach Ende der Berlin-Blockade: Vom Feind zum Lebensretter

Gerade noch waren sie Feinde, dann versorgten Großbritannien und die USA Millionen Deutsche mit Lebensmitteln. Über die Luftbrücke: im 90-Minuten-Takt nach West-Berlin. Die Berlin-Blockade wurde am 12. Mai 1949 beendet.

Weil sie die Lebensmittel teilweise auch abwarfen, nannten viele die Flugzeuge „Rosinenbomber“

Als der britische Prinz Charles vergangene Woche mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentraf, betonte er die enge Freundschaft, die „Bestand haben wird und muss“, da ihre Länder „so viel gemeinsam erlebt haben“.

Enge Freundschaft? Das sah nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch ganz anders aus: Die Beziehung stand auf wackeligen Füßen. Doch dann sperrte die Sowjetunion am 24. Juni 1948 alle Land- und Wasserverbindungen nach West-Berlin und setzte Hunger als Waffe ein. Es war der Anfang der Berlin-Blockade. Auf der anderen Seite begannen Großbritannien und die USA – trotz aller Spannungen – damit, Hilfslieferungen nach West-Berlin zu bringen – per Flugzeug. Der Grundstein für die „Luftbrücke“ – war gelegt, eine historische Rettungsaktion.

Das, was damals geschah, ist eine Geschichte, die nach Meinung des Historikers Bernd von Kostka vom AlliiertenMuseum Berlin so heute wohl nicht mehr möglich wäre: „Lebensmittel und Waren in die Hauptstadt des ehemaligen Feindes zu fliegen, der gerade London und Coventry bombardiert hatte, und dafür in der Heimat die Versorgung der eigenen Leute rationieren zu müssen, das ist schon eine ganz besondere Situation“, so von Kostka. „Um ehrlich zu sein, das ist eine Situation, die kein Land der Welt heute wiederholen würde.“

Flughafen Berlin Tempelhof: Hier kamen die Lebensmittelflieger an

Hunger: Eine Waffe

Nach Ende des Krieges war Großbritannien Besatzer im Nordwesten Deutschlands und hatte somit auch die Verantwortung, die vom Verhungern bedrohte deutsche Bevölkerung zu versorgen.

Schon im Juli 1946 führte die britische Labour-Regierung die Rationierung von Brot ein – eine Maßnahme, die das Land nicht einmal während des Krieges erlebt hatte. Die Begründung der Regierung: In Deutschland seien die Menschen „gefährlich nahe am Verhungern“, das müsse man verhindern. So schreibt es Susan Cooper in dem Buch „Age of Strenge“. Neben Brot wurden auch Speck, Geflügel, Reis, Eier und Fett rationiert.

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Die Entscheidung war möglicherweise nicht einmal notwendig, denn die Rationen waren nicht viel kleiner als das, was die Menschen mittlerweile üblicherweise aßen. In einem Nachrichten-Film aus dem Jahr 1946, der versuchte, die „Wahrheit darüber herauszufinden, ob Deutschland hungert“, wurden unterernährte Männer und Frauen in Langenhorn gezeigt, die vor sich hin siechten. In der nächsten Szene fragte ein britischer Bäcker in seinem Laden: „Was ist mit uns?“ Im gleichen Film erklärte der Kommandant der britischen Zone, Sir Sholto Douglas, dass die Unterstützung Deutschlands die richtige strategische Entscheidung sei: „Was in diesem Teil Deutschlands passiert, ist sehr wichtig für dich.“

Verlagerung von Allianzen

Stück für Stück schafften die westlichen Alliierten es, sich gegen die Sowjets im Kalten Krieg zu behaupten. Das bedeutete auch, die Öffentlichkeit in Deutschland und in der jeweiligen Heimat davon zu überzeugen, dass sie als ehemalige Feinde nun Freunde sind.

„Es war ein wichtiger Schritt zu sagen: Wenn wir eine Demokratie aufbauen wollen, müssen wir sicherstellen, dass die Demokratie in der Lage ist, die Menschen zu ernähren“, so Historiker von Kostka. Denn: „Die Demokratie in Deutschland stand noch ganz am Anfang.“

Die Berlin-Blockade

Bald nachdem die Sowjets den Zugang zu den von Großbritannien, Frankreich und den USA kontrollierten Sektoren zu Land, Schiene und Wasser im Juni 1948 unterbrochen hatten, erlosch in West-Berlin das Licht. Der Plan des Ostblocks war es, die Menschen auszuhungern, um die Unterstützung für die Alliierten zu untergraben und sie aus der geteilten Stadt zu vertreiben.

350.000 Menschen protestieren im Juni 1948 gegen die Blockade

Doch die Alliierten konnten sich behaupten, Ihre Reaktion auf die Blockade: der ehrgeizige Rettungsplan per Luft. Die Idee hatte der britische Luftwaffenoffizier Reginald Waite. „Es war 1948 buchstäblich undenkbar, eine Stadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern ausschließlich auf dem Luftweg zu versorgen. Waite war der erste Mann, der dies für möglich hielt“, erzählt von Kostka.

Eine Brücke am Himmel

Rund um die Uhr flogen die USA und Großbritannien Essen und Treibstoff nach West-Berlin. Die Franzosen, die unter den direkten Folgen der deutschen Besetzung stark gelitten hatten, schlossen sich bald an. Mehr als 25 britische Zivilflugzeuge flogen im 90-Sekunden-Takt. Sie starteten in allen drei alliierten Sektoren und lieferten täglich mindestens 5.000 Tonnen Lebensmittel und Treibstoff.

Die Berliner hielten die Blockade 318 Tage durch, bevor die Sowjets erkannten, wie weit sie im Ansehen der Öffentlichkeit gefallen waren, und beendeten die Blockade am 12. Mai 1949.

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